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Date: 2024
Date: 2024
Abstract: Projekt Overview
This study explores the experiences, perceptions, and coping strategies of Jewish individuals in Germany in the aftermath of the October 7, 2023 Hamas attack on Israel. Our research aimed to provide a comprehensive understanding of how Jews in Germany, with or without Israeli migration background, navigated the complex emotional landscape of collective trauma and rising antisemitism.

Key Objectives

Examine the immediate and ongoing impacts of the October 7 events on Jewish individuals in Germany
Investigate changes in experiences of antisemitism and perceptions of societal responses
Identify coping strategies and resilience mechanisms employed by Jewish individuals
Explore the influence of these events on Jewish identity and community engagement
Assess concerns and hopes for the future of Jewish life in Germany
Methodology
We conducted in-depth, semi-structured interviews with 18 Jewish individuals living in Germany, including both Israeli and non-Israeli backgrounds. Participants ranged in age from 23 to 68 years old and represented diverse socioeconomic backgrounds and levels of religious observance.

Key Findings

Profound emotional disruption and trauma following the October 7 attacks
Significant changes in social relationships, often leading to social withdrawal
Increased community engagement and activism among Jewish individuals
Heightened sense of insecurity and vigilance in expressing Jewish identity
Complex coping strategies, including humor, community involvement, and selective avoidance
Date: 2024
Abstract: Danach hat der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auch die Bedrohungslage der Juden in Deutschland deutlich erhöht. Die Zahl der antisemitischen Straftaten habe im Jahr 2023 drastisch zugenommen und im Jahr 2024 „auf erschreckend hohem Niveau“ verharrt. „Jüdisches Leben zu schützen und Antisemitismus entschieden zu bekämpfen ist ein vorrangiges Ziel dieser Bundesregierung“, heißt es in der Vorlage weiter.

Wie die Autoren darin ausführen, konzentriert sich der Bericht vor allem auf den Stand der Antisemitismusbekämpfung innerhalb Deutschlands, fasst aber auch die internationalen Anstrengungen Deutschlands ins Auge. Er beschreibt und bilanziert den Angaben zufolge die präventiven und repressiven Maßnahmen der Bundesregierung im Lauf der vergangenen vier Jahre und bezieht erstmals auch die Betroffenenperspektive der in Deutschland lebenden Juden mit ein. Der Bericht schließt mit einem „zusammenfassenden Fazit, das auch Handlungsanregungen für die Zukunft gibt“.

Danach ist es erforderlich, „die Wissensgrundlage über die Entwicklung des Antisemitismus auch für die Arbeit im präventiven Bereich auf eine solide Grundlage zu stellen und belastbare Langzeitstudien zu entwickeln“. Zudem seien der Austausch und die Kooperation national ausgerichteter Programme und Maßnahmen zur Bekämpfung des Antisemitismus auf der Bundesebene auch mit Blick auf Länder und Kommunen zu verstärken.

Weiter zu verstärken ist laut Vorlage zudem die Präventionsarbeit gegen Antisemitismus. Daher seien auch die Maßnahmen immer wieder auf ihre Wirkung hin zu überprüfen. Aus Sicht der Betroffenen müsse die Erinnerungsarbeit zur Shoah und die Aufklärung zu Antijudaismus und Antisemitismus in der gesamten Gesellschaft und vor allem auch in Schulen, Polizei-, Lehrer- und Verwaltungsausbildung verbessert werden. Des Weiteren muss dem Bericht zufolge der europäische Austausch in der Antisemitismusprävention weiter intensiviert und die europäische Forschungszusammenarbeit ausgebaut und stärker koordiniert werden.
Date: 2024
Author(s): Meulemann, Heiner
Date: 2024
Date: 2024
Abstract: Die vorliegende Mixed-Methods-Studie untersucht die unterschiedlichen Perspektiven in Deutschland lebender Jüdinnen und Juden zum Thema des politisch-islamischen Antisemitismus sowie zur gesellschaftlichen Debatte um „importierten Antisemitismus“. Anhand eines Survey-Experiments (n = 295) zeigt der Beitrag zunächst, dass die Bedrohung als weniger gravierend wahrgenommen wird und die Differenzierung zwischen „Muslimen“ und „radikalen Muslimen“ zunimmt, je stärker die konkrete persönliche Betroffenheit im Vergleich zur allgemeinen Problemwahrnehmung angesprochen wird. Insbesondere links eingestellte und höher gebildete Befragte unterscheiden hinsichtlich der Bedrohungswahrnehmungen stärker zwischen „Muslimen“ und „radikalen Muslimen“. Die qualitativen Interviews offenbaren eine kritische Haltung gegenüber der Debatte um „importierten Antisemitismus“, weisen jedoch gleichzeitig auf das reale Problem des politisch-islamischen Antisemitismus hin. Die gesellschaftliche Debatte wird oft als moralische Selbstvergewisserung rechter und linker Gruppen betrachtet, wobei rechte Gruppen ihren eigenen Antisemitismus auf Muslimas und Muslime projizieren und linke Gruppen Antisemitismus nur als rechtsextremes Phänomen betrachten, wodurch der politisch-islamische Antisemitismus ausgeblendet werde. Die Befragten assoziieren Antisemitismus unter Muslimas und Muslimen und die davon ausgehende Bedrohung eher mit einer radikalen Auslegung des Islam als mit der islamischen Religion oder der muslimischen Gemeinschaft als solcher.
Date: 2024
Abstract: Es werden Ergebnisse einer von März bis Mai 2022 durchgeführten Online-Befragung einer bundesweit repräsentativen Einwohnermeldeamtsstichprobe von N = 3.270 jungen Menschen im Alter von 16 bis 21 Jahren zur Verbreitung und sozialen Verteilung klassischer Formen antisemitischer Einstellungen unter Jugendlichen und Heranwachsenden in Deutschland vorgestellt. 2.1 % der jungen Personen sind danach offen für antisemitische Ressentiments und weitere 2.0 % lassen eindeutig antisemitische Einstellungen erkennen. Damit sind die
Prävalenzraten antisemitischer Einstellungen in Bezug auf die Gesamtpopulation der jungen Menschen nur etwa halb
so hoch wie dies bei Erwachsenen in demselben Jahr mit den gleichen Messinstrumenten festgestellt werden konnte.
Es sind allerdings erhebliche Differenzen für nach Migrationshintergrund und Religionszugehörigkeit bestimmte
Teilgruppen zu erkennen. Personen mit Migrationshintergrund weisen signifikant erhöhte Raten antisemitischer
Einstellungen auf. Besonders stark ausgeprägt ist das bei jungen Muslim:innen. Multivariate Analysen zeigen weiter,
dass die hohe Verbreitung antisemitischer Ressentiments bei jungen Muslim:innen nicht auf deren ebenfalls nachweisbar erhöhten Belastungen durch individuelle Diskriminierungserfahrungen oder die Wahrnehmung einer kollektiven Marginalisierung ihrer Eigengruppe zurückzuführen ist. Wichtige Einflussfaktoren sind, neben geringer Bildung, vor allem eine Neigung zum Verschwörungsglauben sowie eine rigide, fundamentalistische Religionsauffassung. Eine hohe individuelle Religiosität und Gläubigkeit sind hingegen multivariat nicht bedeutsam. Auffallend ist die ganz erhebliche Überrepräsentation von Muslim:innen der ersten Migrantengeneration unter den antisemitisch eingestellten jungen Menschen. Die vorgelegten Befunde haben politische wie auch praktische Implikationen für die Antisemitismusprävention. Sie zeigen, dass die zu erreichende Zielgruppe für Antisemitismusprävention unter jungen Menschen zu erheblichen Teilen aus neu zugewanderten
muslimischen Migrant:innen besteht.
Date: 2024
Author(s): Frank, van Vree
Date: 2024
Abstract: ‘Het was prachtig zoals de wielen van de wagons in het begin in Nederland rolden …’ aldus een trotse Adolf Eichmann, het organisatorische meesterbrein achter de deportaties van de joden uit de door nazi-Duitsland bezette gebieden naar de vernietigingskampen, enkele jaren na de oorlog. Hij had alle reden tevreden te zijn. In geen enkel ander West-Europees land werd zo’n groot deel van de joodse bevolking weggevoerd en vermoord, en dat had ook te maken met de medewerking van veel Nederlandse instanties. Een harde en pijnlijke waarheid, die velen in Nederland aanvankelijk niet onder ogen wilden zien. In dit boek worden geschetst hoe Nederland met de herinnering aan de Jodenvervolging is omgegaan, vanaf de eerste jaren na de bevrijding tot aan de opening van het Nationaal Holocaust Museum in 2024. Opvallend daarbij is dat de nazistische vervolging in Nederland al in de jaren zestig een belangrijke plaats kreeg in de nationale herinneringscultuur, vooral dankzij het Eichmann-proces en het werk van Jacques Presser. Het nationalistische beeld van de oorlog als een periode van ‘onderdrukking en verzet’, waarin de Jodenvervolging in de eerste plaats werd gezien als een illustratie van de Duitse terreur tegen het Nederlandse volk, bleek niet langer houdbaar. Vanaf de jaren negentig zou Nederland steeds meer onder invloed raken van de internationale herinneringscultuur die zich vormde rond het begrip ‘Holocaust’, een term die aanvankelijk buiten de VS geheel onbekend was. Dat proces laat zich goed aflezen aan het taalgebruik en de herdenkingsrituelen, maar ook aan monumenten, musea, media, film en literatuur. Rond de Holocaust ontstond een soort ‘burgerlijke religie’, die niet alleen politiek wordt beleden, in Europa, de VS en andere delen van de wereld, maar ook diep geworteld is in de cultuur en samenleving, te beginnen in Nederland. Nederland en de herinnering aan de Jodenvervolging biedt een diepgravend overzicht van de omgang met de herinneringen aan de meest pijnlijke en ingrijpende episode uit de moderne Nederlandse geschiedenis. Frank van Vree is em. hoogleraar Geschiedenis van Oorlog, Geweld en Herinnering aan de Universiteit van Amsterdam. Eerder was hij directeur van het NIOD en decaan van de Faculteit Geesteswetenschappen van de UvA. Hij publiceerde een groot aantal studies op het terrein van de moderne geschiedenis en historische cultuur.
Author(s): Levin, Omri
Date: 2024
Author(s): Salner, Peter
Date: 2024
Abstract: This paper uses archival and ethnological research to analyze the fates of former synagogues during two totalitarian regimes in present-day Slovakia. The processes described here were catalyzed by the Holocaust. Between 1938 and 1945, over 100,000 Jews from Slovakia were murdered. Out of the 228 Jewish religious communities (JRCs) active before the war, only 79 were reconstituted after liberation. Most were later disbanded because of aliyah to Palestine/Israel. Their abandoned synagogues passed into the administration of the newly founded Central Union of Jewish Religious Communities (CUJRC). During the Communist era (1948-1989), the majority of these synagogues were sold because the CUJRC did not have sufficient resources for their maintenance.

The second section of this paper discusses synagogues in different parts of Slovakia to show how representatives of the CUJRC tried to ensure the temples’ new owners did not violate their religious dignity. Purchase and sale agreements generally prohibited using the synagogues for entertainment purposes, instead preferring their conversion into warehouses, silos, workshops, etc. Although, as soon as the 1940s, part of the community requested that the synagogues be used as cultural centers, this did not happen on a large scale until after the revolution of 1989. A synagogue is not defined by its four walls but rather by the activities that take place inside it. The repurposed buildings are frequently located in regions with no active Jewish organizations. They are mere relics of the past and, bar a few exceptions, do not contribute to the renewal of traditional Jewish life. Believers nevertheless tend to have a negative view of the events that are held in the former synagogues, with some going as far as to consider them disrespectful. Even many secular Jews feel that the former synagogues do not fulfil their original purpose and have definitively transformed into non-synagogues.
Author(s): Ross, Sarah M.
Date: 2024
Date: 2024
Abstract: Prior to Russia’s full-scale invasion of Ukraine in 2022, anti-Semitism (in both public discourse and policies and as manifested in the infrequency of anti-Semitic incidents) was at a historical low, and simultaneously Russia’s relationship with Israel was on the rise. Officially, the Kremlin denounced xenophobia and made a crucial distinction between the isolationist ethnic nationalism that it condemned and the broader Russian imperial nationalism that has become Putinism’s dominant framework, especially after 2014. T he war against Ukraine, which Russia conceptualises as the continuation of its “struggle against the Nazis,” is waged in the actual space where the Holocaust took place, and also, semantically, in the historical “bloodlands,” following Timothy Snyder’s term, that intersect with and evoke issues of Jewishness and Anti-Semitism, reactivating all manner of revisionist discourses about war-time collaboration, the Holocaust, and Ukrainian Jewish history. The Russian regime and its propagandists spin various conspiratorial narratives about the war and Ukraine’s leadership that both reactivate dormant Soviet-era prejudices and create new ones (e.g., “sects,” “global Satanism,” “Western elites,” “liberals as the fifth column,” etc.) that are linked to Jewishness. Russian anti-Semitism is an inherently dynamic phenomenon that is shaped by and is included in the escalation in the Middle East, Russia’s war against Ukraine, and Russia’s hostile relations with the “collective West” and as such should be considered within international, domestic, and historical contexts.
Date: 2024
Abstract: Antisemitismus als leidenschaftliche Welt(um-)deutung findet nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 über den Kreis der „üblichen Verdächtigen“ im Rechtsextremismus hinaus Anklang. Der Band zeigt die Persistenz, Wandelbarkeit und globale Verbreitung judenfeindlicher Vorstellungen und Äußerungsformen auf und verfolgt sie von der Antike bis in die Telegram-Chats, Universitätshörsäle und Demonstrationen der Gegenwart.

Der interdisziplinär ausgerichtete Band versammelt antisemitismuskritische Studien junger Antisemitismusforscher*innen, die neue Schlaglichter auf die Akteur*innen, sich wandelnden Kommunikationsmodi und milieu- und kontextabhängigen Spezifika eines zunehmend global vernetzten antisemitischen Diskurses werfen. Über die offenen Erscheinungsformen judenfeindlicher Ressentiments hinaus verweist er auf die Virulenz latenter, halb- und unbewusst tradierter sowie bewusst codierter Vorstellungen über „die Juden“, „das Jüdische“ oder den jüdischen Staat Israel. Letzterer ist nicht erst seit, aber gegenwärtig wieder verstärkt infolge des Hamas-Pogroms vom 7. Oktober 2023 Gegenstand antisemitischer Agitationen, wobei gefühlte Wahrheiten über den Staat und den arabisch-israelischen Konflikt den öffentlichen Diskurs prägen. Die Analysen des Bandes stellen die Gemeinsamkeiten dieser Vorstellungen und Äußerungen heraus, in denen „die Juden“ oder Israel als Projektionsflächen für die Ängste und Wünsche der antisemitisch denkenden Subjekte dienen, und verweisen auf die Notwendigkeit einer kritischen und hörbaren Antisemitismusforschung nach der Zäsur des 7. Oktober.
Author(s): Schubert, Kai E.
Date: 2024
Abstract: Dem Staat Israel kommt in Deutschland regelmäßig eine im internationalen Vergleich große Aufmerksamkeit zu. Fast immer geht es hierbei um dessen Rolle im Nahostkonflikt, also in den jahrzehntelang bestehenden politischen Auseinandersetzungen mit den palästinensischen Akteur*innen, arabischen sowie weiteren Staaten der Region (wie etwa dem Iran). Diese Aufmerksamkeit verläuft konjunkturell und folgt dem Verlauf von Eskalationsphasen des Nahostkonflikts. In den letzten Jahre wurde der (mögliche) antisemitische Gehalt "israelkritischer" Positionen zunehmend diskutiert: "Debatten um Fragen des aktuellen Antisemitismus sind immer öfter zugleich Debatten um Wahrnehmungen Israels und des Nahostkonflikts" (Niehoff 2021, 73). Beide Themen werden häufig und zunehmend miteinander assoziiert. Gleichzeitig sind Unklarheiten und Unsicherheiten weit verbreitet, welche Positionierungen gegenüber dem Staat Israel, der sich als Nationalstaat des jüdischen Volkes versteht, als antisemitisch zu bewerten sind (und, so die Konsequenz, moralisch geächtet werden sollten) und welche Haltungen demgegenüber als "kritische" 1 einzustufen sind (und als solche legitimer Teil der kontroversen politischen Auseinandersetzung seien). Zu einer entsprechenden Sensibilisierung haben insbesondere Studien und Berichte mit dem Fokus auf Perspektiven von Betroffenen von Antisemitismus (Zick u.a. 2017a; Bernstein 2020; Chernivsky u.a. 2020) sowie die professionelle zivilgesellschaftliche Arbeit etwa von Monitoringstellen antisemitischer Vorfälle (Bundesverband RIAS/Internationales Institut für Bildung, Sozial-und Antisemitismusforschung 2021) beigetragen. Auch wissenschaftliche Forschung widmet sich verstärkt der Problematik. Deutlich sichtbar wurde diese insbesondere im Mai 2021, als anlässlich von militärischen Auseinandersetzung zwischen der palästinensischen Hamas und der israelischen Armee antiisraelische Demonstrationen in Deutschland stattfanden, in deren Kontext (vermeintliche) jüdische Personen, Synagogen sowie der Staat Israel bedroht und attackiert wurden (vgl. ebd., 14, 51-65). 1 Irritationen entstehen regelmäßig u.a. deswegen, da völlig unterschiedliche Nutzungen von "kritisch" in diesem Zusammenhang existieren (vgl. z.B. Schwarz-Friesel/Reinharz 2013, 194-209). Die Bandbreite reicht von Begriffsverständnissen, die alle nicht-antisemitischen negativen Positionierungen unter "kritisch" subsummieren, andere Verständnisse grenzen den "kritischen" Bereich eng(er) ein.
Author(s): Güzel, Selcen
Date: 2024
Date: 2024
Date: 2024
Abstract: Wenn ein Zeitrahmen von der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart gezogen wird, so hat Unterrichtung in jüdischer Religion in Deutschland einen mehrfach kontextuellen Wandel vollzogen. So war im mehrere Jahre umspannenden Zeitraum der alliierten Besatzung Deutschlands, während dessen sich jüdische Bevölkerung v. a. in temporären Displaced Persons-Lagern und -Gemeinden befand, jüdischer Religionsunterricht dort zumeist einer Ausbildung nach zionistischen, also nationaljüdischen Kriterien untergeordnet. In einer zweiten Phase nach Schließung der DP-Einrichtungen, die mit einer erheblichen Abwanderung jüdischer Population einherging, war die Organisation jüdischen Religionsunterrichts ausschließlich eine Angelegenheit der sich neu konstituierenden jüdischen Gemeinden, die aufgrund fehlender materieller oder personeller Ressourcen in West- wie Ostdeutschland oft nur unzureichend umgesetzt werden konnte. In einer dritten Phase ab den 1960er-Jahren äußerte sich eine längerfristig bis dauerhafte Wiederverankerung jüdischen Gemeindelebens und jüdischen Unterrichts in (West‑)Deutschland u. a. in der Gründung zweier jüdischer Ganztagsschulen oder einem verstärkten Bemühen um die Beschaffung und Auswahl geeigneter Bildungsmedien. Ergänzende (z. T. ersetzende) Funktion in der Vermittlung von Kenntnissen der jüdischen Religionspraxis nahmen inzwischen auch jüdische Ferienlager für Kinder- und Jugendliche ein. Eine vierte Phase seit der Wiedervereinigung ist durch Zuwanderung v. a. aus Ländern der ehem. Sowjetunion von einer verstärkten binnenjüdischen Ausdifferenzierung und einer verstärkt staatlich angebundenen Religionslehre geprägt.
Date: 2024
Abstract: Die Special Section „Jüdische und antisemitismuskritische Bildung in Deutschland in (nicht)jüdischer Perspektive“ beleuchtet zwei zentrale Entwicklungslinien jüdischer Bildung und die damit verbundenen (nicht)jüdischen Perspektiven: die Wiederkehr jüdischer Schulen als wichtigen Teil jüdisch-pluraler Lebenswelten sowie den Religionsunterricht an staatlichen Schulen als Ort (inter-)religiösen Lernens und antisemitismuspräventiver Bildung. Die ersten drei Beiträge zu jüdischen Schulen konzentrieren sich auf die Wiederkehr jüdischer Bildung nach 1945 und beschäftigen sich mit der Gründung, Verfasstheit und dem Wandel von jüdischen Schulen und Religionsunterricht bis in die Gegenwart und richten damit den Blick auf einen Bereich der Selbstorganisation und -artikulation von Jüdinnen und Juden, dem für den Wiederaufbau und die Formierung eigener Lebenswelten als jüdische Minderheit eine wichtige Bedeutung zukommt. Die folgenden vier Beiträge zum Religionsunterricht an staatlichen Schulen rücken die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft in den Mittelpunkt und wenden sich dem Judentum als Gegenstand des christlichen, islamischen und kooperativen Religionsunterrichts sowie des Fachs Werte und Normen zu, mit dem sich Erwartungen an Wissensvermittlung, Toleranzförderung und Antisemitismusprävention verbinden. Damit präsentiert die Special Section neuere interdisziplinäre Forschungen zu jüdischer und antisemitismuskritischer Bildung in Deutschland als ein auch zukünftig relevantes Forschungsfeld an der Schnittstelle jüdischer Gegenwartsforschung und bildungsbezogener Antisemitismusforschung..
Date: 2024
Date: 2024
Date: 2024
Abstract: Die Einführung eines jüdischen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts war Ergebnis gesellschaftlicher und infolgedessen rechtlicher Verschiebungen für die jüdische Minderheit in den deutschen Staaten. Zu dieser Zeit waren zwei Entwicklungen wesentlich: eine von außen geforderte „Konfessionalisierung“ des Judentums und die schrittweise Auflösung religiöser Bindungen. Wie diese Entwicklungen ihren Niederschlag in den Unterrichtskonzeptionen und der Formulierung der Lernziele bis 1933 gefunden haben, soll die Diskussion um die heutige Gestaltung des jüdischen Religionsunterrichts grundieren. Der Beitrag zeichnet die historische Entwicklung des jüdischen Religionsunterrichts in Deutschland nach, wobei insbesondere die aktuellen Herausforderungen für einen solchen Unterricht in einer mehrheitlich säkularen Gesellschaft diskutiert werden. Folgende Leitfragen dienen der Analyse: Welche Erziehungsaufgabe soll jüdischer Religionsunterricht heute erfüllen, angesichts dessen, dass die Mehrheit der jüdischen Schüler*innen sich nicht religiös verorten? Ist jüdischer Religionsunterricht Ausdruck der Anerkennung jüdischer Partikularität oder wird Judentum staatlicherseits auf einen (wie auch immer definierten) Religionsbegriff reduziert? Was sagt die Existenz eines jüdischen Religionsunterrichts über den Status von Jüdinnen und Juden in der heutigen Gesellschaft aus? Um jüdischen Religionsunterricht anschlussfähig an die gegenwärtigen Bedingungen jüdischen Lebens in Deutschland zu machen, braucht es mehr empirische Bildungsforschung und eine Entgrenzung des Unterrichts: von jüdischem Religionsunterricht zu Jewish Education.