„Importierter Antisemitismus“? Differenzierende Wahrnehmungen in Deutschland lebender Jüdinnen und Juden zum politisch-islamischen Antisemitismus als Problem und Debatte
Translated Title
„Imported antisemitism“? Differentiated perceptions of jews living in Germany regarding political-islamic antisemitism as a problem and debate
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Abstract
Die vorliegende Mixed-Methods-Studie untersucht die unterschiedlichen Perspektiven in Deutschland lebender Jüdinnen und Juden zum Thema des politisch-islamischen Antisemitismus sowie zur gesellschaftlichen Debatte um „importierten Antisemitismus“. Anhand eines Survey-Experiments (n = 295) zeigt der Beitrag zunächst, dass die Bedrohung als weniger gravierend wahrgenommen wird und die Differenzierung zwischen „Muslimen“ und „radikalen Muslimen“ zunimmt, je stärker die konkrete persönliche Betroffenheit im Vergleich zur allgemeinen Problemwahrnehmung angesprochen wird. Insbesondere links eingestellte und höher gebildete Befragte unterscheiden hinsichtlich der Bedrohungswahrnehmungen stärker zwischen „Muslimen“ und „radikalen Muslimen“. Die qualitativen Interviews offenbaren eine kritische Haltung gegenüber der Debatte um „importierten Antisemitismus“, weisen jedoch gleichzeitig auf das reale Problem des politisch-islamischen Antisemitismus hin. Die gesellschaftliche Debatte wird oft als moralische Selbstvergewisserung rechter und linker Gruppen betrachtet, wobei rechte Gruppen ihren eigenen Antisemitismus auf Muslimas und Muslime projizieren und linke Gruppen Antisemitismus nur als rechtsextremes Phänomen betrachten, wodurch der politisch-islamische Antisemitismus ausgeblendet werde. Die Befragten assoziieren Antisemitismus unter Muslimas und Muslimen und die davon ausgehende Bedrohung eher mit einer radikalen Auslegung des Islam als mit der islamischen Religion oder der muslimischen Gemeinschaft als solcher.
Translated Abstract
The present mixed-methods study examines the diverse perspectives of Jews living in Germany on the issue of political-Islamic antisemitism, as well as the societal debate surrounding “imported antisemitism.” Based on a survey experiment (n = 295), the study first demonstrates that the perceived threat is seen as less severe and that the distinction between “Muslims” and “radical Muslims” increases the more the focus shifts from general problem awareness to specific personal experiences. In particular, respondents with left-leaning political views and higher levels of education tend to differentiate more strongly between “Muslims” and “radical Muslims” in their perception of threats. The qualitative interviews reveal a critical stance towards the debate on “imported antisemitism” while simultaneously pointing to the real problem of political-Islamic antisemitism. The societal debate is often perceived as a form of moral reassurance for both right- and left-wing groups, with right-wing groups projecting their own antisemitism onto Muslims, and left-wing groups viewing antisemitism exclusively as a right-wing extremist phenomenon, thereby overlooking political-Islamic antisemitism. The respondents tend to associate antisemitism among Muslims and the resulting threat more with a radical interpretation of Islam than with the Islamic religion or the Muslim community as a whole.
Topics
Antisemitism: Muslim Jewish Perceptions of Antisemitism Jewish - Muslim Relations Interviews Surveys Main Topic: Antisemitism
Genre
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Original Language
Volume/Issue
8
Page Number / Article Number
325–356
DOI
Bibliographic Information
„Importierter Antisemitismus“? Differenzierende Wahrnehmungen in Deutschland lebender Jüdinnen und Juden zum politisch-islamischen Antisemitismus als Problem und Debatte. 2024: 325–356. https://archive.jpr.org.uk/10.1007/s41682-024-00176-5