Jüdischer Religionsunterricht in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme jüdischer Erziehung im Spannungsfeld von Religion, Säkularisierung und Verstaatlichung
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A survey of Jewish religious education in Germany—between religion, secularism and nationalization
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Die Einführung eines jüdischen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts war Ergebnis gesellschaftlicher und infolgedessen rechtlicher Verschiebungen für die jüdische Minderheit in den deutschen Staaten. Zu dieser Zeit waren zwei Entwicklungen wesentlich: eine von außen geforderte „Konfessionalisierung“ des Judentums und die schrittweise Auflösung religiöser Bindungen. Wie diese Entwicklungen ihren Niederschlag in den Unterrichtskonzeptionen und der Formulierung der Lernziele bis 1933 gefunden haben, soll die Diskussion um die heutige Gestaltung des jüdischen Religionsunterrichts grundieren. Der Beitrag zeichnet die historische Entwicklung des jüdischen Religionsunterrichts in Deutschland nach, wobei insbesondere die aktuellen Herausforderungen für einen solchen Unterricht in einer mehrheitlich säkularen Gesellschaft diskutiert werden. Folgende Leitfragen dienen der Analyse: Welche Erziehungsaufgabe soll jüdischer Religionsunterricht heute erfüllen, angesichts dessen, dass die Mehrheit der jüdischen Schüler*innen sich nicht religiös verorten? Ist jüdischer Religionsunterricht Ausdruck der Anerkennung jüdischer Partikularität oder wird Judentum staatlicherseits auf einen (wie auch immer definierten) Religionsbegriff reduziert? Was sagt die Existenz eines jüdischen Religionsunterrichts über den Status von Jüdinnen und Juden in der heutigen Gesellschaft aus? Um jüdischen Religionsunterricht anschlussfähig an die gegenwärtigen Bedingungen jüdischen Lebens in Deutschland zu machen, braucht es mehr empirische Bildungsforschung und eine Entgrenzung des Unterrichts: von jüdischem Religionsunterricht zu Jewish Education.
Translated Abstract
Jewish religious education was introduced in state schools in the second third of the 19th century, following social shifts and later, legal changes affecting the Jewish minority in the German states. Two developments played a major role here: external demands for the “confessionalization” of Judaism and the weakening of religious ties. The reflection of these changes in teaching concepts and learning objectives before 1933 form the basis for the discussion of the current state of Jewish religious education. The article traces the historical development of Jewish religious education in Germany with a focus on the challenges of teaching Jewish religious classes in an increasingly secular world. The analysis addresses the following key questions: what should Jewish religious education aim to achieve now that the majority of Jewish pupils no longer identify with religion? Is Jewish religious education an acknowledgment of Jewish particularity or is it a reflection of the state simply reducing Judaism to a concept of religion? What does the existence of Jewish religious education tell us about the status of Jews in today’s society? More empirical educational research is needed to make Jewish religion classes compatible with the current conditions of Jewish life in Germany. It is also important that Jewish religion classes be more broadly defined as Jewish education.
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Original Language
Volume/Issue
8
Page Number / Article Number
533–556
DOI
Bibliographic Information
Jüdischer Religionsunterricht in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme jüdischer Erziehung im Spannungsfeld von Religion, Säkularisierung und Verstaatlichung. 2024: 533–556. https://archive.jpr.org.uk/10.1007/s41682-024-00193-4