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Vom Lernen zwischen gepackten Koffern zur Bildung mit staatlicher Anbindung. Jüdischer Religionsunterricht in Deutschland seit der Schoah

Translated Title

From learning between packed suitcases to education with a state connection. Jewish religious education in Germany since the Shoah

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Wenn ein Zeitrahmen von der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart gezogen wird, so hat Unterrichtung in jüdischer Religion in Deutschland einen mehrfach kontextuellen Wandel vollzogen. So war im mehrere Jahre umspannenden Zeitraum der alliierten Besatzung Deutschlands, während dessen sich jüdische Bevölkerung v. a. in temporären Displaced Persons-Lagern und -Gemeinden befand, jüdischer Religionsunterricht dort zumeist einer Ausbildung nach zionistischen, also nationaljüdischen Kriterien untergeordnet. In einer zweiten Phase nach Schließung der DP-Einrichtungen, die mit einer erheblichen Abwanderung jüdischer Population einherging, war die Organisation jüdischen Religionsunterrichts ausschließlich eine Angelegenheit der sich neu konstituierenden jüdischen Gemeinden, die aufgrund fehlender materieller oder personeller Ressourcen in West- wie Ostdeutschland oft nur unzureichend umgesetzt werden konnte. In einer dritten Phase ab den 1960er-Jahren äußerte sich eine längerfristig bis dauerhafte Wiederverankerung jüdischen Gemeindelebens und jüdischen Unterrichts in (West‑)Deutschland u. a. in der Gründung zweier jüdischer Ganztagsschulen oder einem verstärkten Bemühen um die Beschaffung und Auswahl geeigneter Bildungsmedien. Ergänzende (z. T. ersetzende) Funktion in der Vermittlung von Kenntnissen der jüdischen Religionspraxis nahmen inzwischen auch jüdische Ferienlager für Kinder- und Jugendliche ein. Eine vierte Phase seit der Wiedervereinigung ist durch Zuwanderung v. a. aus Ländern der ehem. Sowjetunion von einer verstärkten binnenjüdischen Ausdifferenzierung und einer verstärkt staatlich angebundenen Religionslehre geprägt.

Translated Abstract

If a time frame is drawn from the immediate post-war period of the Second World War to the present day, Jewish religious education in Germany has undergone multiple contextual changes. For example, during the period of the Allied occupation of Germany, which spanned several years and during which the Jewish population was mainly located in temporary displaced persons camps and communities, Jewish religious education was mostly subordinated to education according to Zionist, i.e. national Jewish criteria. In a second phase after the closure of the DP facilities, which was accompanied by a considerable emigration of the Jewish population, the organization of Jewish religious education was exclusively a matter for the newly constituted Jewish communities, which could often only be implemented inadequately due to a lack of material or personnel resources in both West and East Germany. In a third phase from the 1960s onwards, a longer-term to permanent re-establishment of Jewish community life and Jewish education in (West) Germany was expressed, among other things, in the founding of two Jewish all-day schools or increased efforts to procure and select adequate educational media. In the meantime, Jewish vacation camps for children and young people have also taken on a supplementary (and in some cases substitute) function in the teaching of Jewish religious practice. A fourth phase since reunification has been characterized by increased internal Jewish heterogeneity and an increasingly state-affiliated religious education due to immigration, especially from countries of the former Soviet Union.

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8

Page Number / Article Number

509–531

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Springborn, Matthias Vom Lernen zwischen gepackten Koffern zur Bildung mit staatlicher Anbindung. Jüdischer Religionsunterricht in Deutschland seit der Schoah. Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik. 2024: 509–531.  https://archive.jpr.org.uk/10.1007/s41682-024-00180-9