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Author(s): Jikeli, Günther
Date: 2024
Date: 2023
Abstract: Seit dem 07. Oktober 2023 ist nichts mehr, wie es war. An diesem Tag griffen Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen Israel an und töteten in mehreren Massakern an der Zivilbevölkerung mehr als 1.200 Menschen.
Über 240 Personen wurden in den Gazastreifen verschleppt. Tausende Raketen wurden auf Israel abgeschossen. Seitdem gehen die Angriffe ununterbrochen weiter. Am 28. Oktober startete die israelische Armee eine Bodenoffensive in Gaza mit dem Ziel, die Infrastruktur der Hamas zu zerstören und die Geiseln zu befreien. Seitdem verschob sich die mediale Aufmerksamkeit auf die Ereignisse in Gaza, wodurch die den Krieg auslösenden Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung zunehmend in den Hintergrund traten.

In Deutschland kam es vor allem zu Beginn zu Solidaritätsbekundungen mit Israel, aber auch direkt zu antisemitischen und terrorverherrlichenden Reaktionen. So wurden bereits am Abend des 07. Oktobers in Berlin „From the River to the Sea, Palestine will be free“ Rufe dokumentiert. Die sprunghaft gestiegene Anzahl antisemitischer Vorfälle seit dem 07. Oktober bleibt seither auf einem hohen Niveau.

Für Jüdinnen_Juden hat das Aushandeln zwischen Sichtbarkeit und Sicherheit mit der Zäsur vom 07. Oktober eine neue Qualität erreicht. Jüdisches Leben in Deutschland ist seither weniger sichtbar. In ihrem Alltag sind Jüdinnen_Juden verstärkt mit Empathielosigkeit und Antisemitismus konfrontiert. Zudem berichten Jüdinnen_Juden vermehrt von antisemitischen Vorfällen durch Bekannte, aus der Nachbarschaft, an ihrem Arbeitsplatz oder an den Universitäten. Die Wirkung konkreter antisemitischer Erfahrungen verstärkt sich mit dem Schock und der Trauer nach dem 07. Oktober.

Vor dem Hintergrund dieser angespannten Lage in Deutschland und weltweit veröffentlicht der Bundesverband RIAS den vorliegenden zweiten Monitoringbericht, der die antisemitischen Vorfälle zwischen dem 07. Oktober und 09. November 2023 in den Blick nimmt.
Date: 1991
Author(s): Arnold, Sina
Date: 2023
Abstract: Demonstrationen zum Nahostkonflikt, Übergriffe von Geflüchteten auf Jüdinnen und Juden – bei solchen Ereignissen steht oft die Frage im Mittelpunkt: Ist Antisemitismus unter Muslim*innen oder unter Menschen mit Migrationshintergrund besonders stark verbreitet? Gibt es einen „importierten Antisemitismus“?

In der gesamten Gesellschaft ist Antisemitismus weit verbreitet – dazu liegen zahlreiche wissenschaftliche Studien vor. Weniger Forschungsergebnisse gibt es hingegen zur Frage, wie verbreitet Antisemitismus unter der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist. Das Gleiche gilt für die über fünf Millionen Muslim*innen in Deutschland.

In einer MEDIENDIENST-Expertise stellt die Antisemitismusforscherin Dr. Sina Arnold die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema vor und leitet daraus Handlungsempfehlungen für Journalist*innen ab.

Antisemitische Einstellungen: Gemischte Ergebnisse aus der Forschung
Die Forschung kommt insgesamt zu einem gemischten Ergebnis: Je nachdem, um welche Ausprägungen des Antisemitismus es geht, weisen Personen mit Migrationshintergrund und Muslim*innen höhere oder geringere antisemitische Einstellungen auf als Personen ohne Migrationshintergrund und Nicht-Muslim*innen:

Beim klassischen Antisemitismus ist die Forschungslage bezüglich Menschen mit Migrationshintergrund widersprüchlich: Manche Studien finden höhere, manche niedrigere und manche gleiche Werte im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund. Unter Muslim*innen ist die Forschungslage klarer: Sie weisen allgemein höhere Zustimmungswerte zu klassischem Antisemitismus auf als Nicht-Muslim*innen.
Sekundärer Antisemitismus ist unter Menschen mit Migrationshintergrund weniger weit verbreitet als unter Menschen ohne Migrationshintergrund. Zwischen Muslim*innen und Nicht-Muslim*innen gibt es kaum Unterschiede.
Israelbezogener Antisemitismus ist unter Menschen mit Migrationshintergrund und Muslim*innen weiter verbreitet als unter Menschen ohne Migrationshintergrund. Dasselbe gilt für Muslim*innen im Vergleich zu Nicht-Muslim*innen.
Die Forschung zeigt außerdem: Die Kategorie "Migrationshintergrund" ist nur bedingt aussagekräftig. Ein wichtiger Faktor für antisemitische Einstellungen ist die Aufenthaltsdauer: Die Zustimmung zu antisemitischen Aussagen schwindet, je länger Personen in Deutschland leben. Laut Arnold erlernen sie eine "soziale Norm gegen Antisemitismus" und kommen an Schulen mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Kontakt, was sie möglicherweise für das Thema sensibilisiere. Eine weitere Rolle spielt, ob Personen eingebürgert wurden und aus welchem Herkunftsland und welcher Region sie kommen.
Antisemitischen Handlungen: Meistens rechte oder rechtsextreme Tatmotivation
Antisemitismus zeigt sich nicht nur in Einstellungen, sondern findet auch Ausdruck in Handlungen, etwa in Angriffen auf Juden und Jüdinnen oder jüdische Einrichtungen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) unterschiedet bei der Erfassung antisemitischer Straftaten grundsätzlich nicht nach Migrationshintergrund oder Glaubenszugehörigkeit, sondern nur nach der politischen Einstellung. Die Polizei geht dabei zum Großteil von rechtsextremen Täter*innen aus – bei den rund 3.000 erfassten antisemitischen Straftaten 2021 von rund 84,3 Prozent rechtsextremen Täter*innen. An der Einordnung gibt es aber Kritik. Bei 4,2 Prozent der Vorfälle wird "ausländische Ideologie" als Motiv vermutet. Rund 1,9 Prozent der Vorfälle werden dem Bereich "religiöse Ideologie" zugeordnet, was vor allem auf „islamistisch motivierten Terrorismus/Extremismus“ verweist.Quelle

Zudem gibt es die Jahresübersicht des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS e.V.). Sie sammelt antisemitische Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Sie enthält zwar nicht die Staatsbürgerschaft möglicher Täter*innen, aber wenn möglich deren politisch-weltanschaulichen Hintergrund. Von den 2.738 im Jahr 2021 registrierten Fällen wurden 17 Prozent als "rechtsextrem/rechtspopulistisch" eingestuft, 16 Prozent als "verschwörungsideologisch", 9 Prozent der Fälle dem antiisraelischen Aktivismus zugeordnet und 1 Prozent dem "islamisch/islamistischen" Milieu.Quelle

Auch die Wahrnehmung der Betroffenen, also Juden und Jüdinnen in Deutschland, kann einen Hinweis darauf geben, von wem antisemitische Handlungen ausgehen.

In einer Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte von 2018 nahmen in Deutschland 41 Prozent der befragten Juden und Jüdinnen, die persönliche Diskriminierungserfahrungen gemacht hatten, bei Täter*innen einen "extremist Muslim view" an. Unklar ist hier, aufgrund welcher Eigenschaften diese Einordnung vorgenommen wurde, und ob Stereotype eine Rolle gespielt haben könnten.Quelle
Eine weitere Umfrage unter 553 Jüdinnen und Juden in Deutschland zeigte 2017, dass 70 Prozent Sorge hatten, "dass der Antisemitismus in Deutschland zunehmen wird, weil viele Flüchtlinge antisemitisch eingestellt sind". 58 Prozent fühlen sich "in Deutschland als jüdische Person zunehmend unsicher aufgrund der derzeitigen Zuwanderung nach Deutschland". Stärkere Sorgen bereiten rechtspopulistische Strömungen (75 Prozent) und der Alltagsantisemitismus. 84 Prozent der Befragten finden, dass "der Antisemitismus auch ohne Flüchtlinge ein Problem in Deutschland ist."Quelle
Date: 2022
Abstract: Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 3.028 antisemitische Straftaten erfasst. Dies ist der höchste jemals gemessene Wert seit Beginn der Erfassung in der polizeilichen Kriminalstatistik im Jahr 2001. Allerdings handelt es sich bei dieser Zahl nur um einen Ausschnitt, da sich das Problem des Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft nicht allein auf Straftaten reduzieren lässt. So wichtig es natürlich ist, dass jede antisemitische Straftat entschlossen und mit allen rechtsstaatlichen Möglichkeiten verfolgt wird, muss der Kampf gegen Judenhass in einem breiten Kontext verstanden und adressiert werden. Denn die antisemitischen Vorfälle sind Ausdruck und Ergebnis eines gesamtgesellschaftlichen Klimas, in welchem antisemitische Stereotype und Ressentiments weit verbreitet und akzeptiert sind. Neben den Straftaten kommt eine große Zahl antisemitischer Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze hinzu, wie sie der Bundesverband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) jährlich in seinem Bericht dokumentiert. Zudem gilt es zu bedenken, dass sowohl die Straftaten als auch die von RIAS dokumentierten Vorfälle nur jene sind, die zur Anzeige gebracht beziehungsweise gemeldet wurden. Die European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) kam im Jahr 2018 im Rahmen einer Befragung von Jüdinnen und Juden in zwölf europäischen Ländern zu dem Ergebnis, dass überhaupt nur 20 Prozent der Betroffenen antisemitische Straftaten zur Anzeige bringen oder anderweitig melden. Es ist also davon auszugehen, dass die Dunkelziffer nochmals erheblich höher ist.

Aufgrund dieser Erkenntnisse hat das American Jewish Committee (AJC) das Institut für Demoskopie Allensbach (IFD) mit der vorliegenden repräsentativen Umfrage beauftragt.

Und die Ergebnisse sind erneut ein Grund zur Sorge. Zwar zeigen die Daten nicht, dass antisemitische Einstellungen in der Bevölkerung stark zugenommen haben, dennoch bestätigen sie, dass ein beachtlicher Teil der deutschen Bevölkerung antisemitische Stereotype und Ressentiments teilen, wie es seit Jahren konstant in anderen Umfragen nachgewiesen wurde. Dabei haben wir auch untersuchen lassen, wie verbreitet diese Einstellungen unter den Wählerinnen und Wählern der sechs im Bundestag vertretenen Parteien sind. Die Ergebnisse verdeutlichen abermals, dass Antisemitismus nicht allein ein Problem der politischen Ränder ist, sondern in der Mitte der Gesellschaft tief verankert ist. Hier sind deshalb ausnahmslos alle demokratischen Parteien gefordert, diese Realität anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Auch deswegen können wir nur davor warnen, dass das Thema Antisemitismus als Gegenstand parteipolitischer Auseinandersetzungen genutzt wird. Die demokratischen Parteien sollten es vielmehr als ihre Aufgabe begreifen, über sonstige politische Differenzen hinaus zusammenzustehen und Antisemitismus gemeinsam entschlossen zu bekämpfen.

Im Gegensatz zu vielen bisherigen Studien haben wir im Rahmen dieser Untersuchung auch die Einstellungen von Musliminnen und Muslimen in Deutschland abgefragt. Ausschlaggebend waren hierbei nicht zuletzt die antisemitischen Ausschreitungen hierzulande im Mai 2021 während der israelischen Selbstverteidigungsmaßnahmen gegen den Raketenbeschuss der islamistischen Terrororganisation Hamas. Wenngleich es in der Vergangenheit immer wieder zu antisemitischen Ausschreitungen vor dem Hintergrund derartiger Auseinandersetzungen gekommen ist, so waren jene im vergangenen Jahr nicht nur erheblich gewalttätiger, sondern es zogen zum ersten Mal anti-israelische Demonstrationen in verschiedenen Städten gezielt vor Synagogen. Nur das Eingreifen der Polizei, wenn auch zum Teil verspätet, konnte Schlimmeres verhindern. Im Zuge dieser Proteste kam es zu zahlreichen antisemitischen Vorfällen, Bedrohungen und körperlichen Angriffen. Allerdings hat sich die quantitative Sozialforschung, zumindest in Deutschland, diesem Phänomen bisher nur unzureichend gewidmet. Dies ist umso überraschender, da in der bereits erwähnten Studie der FRA befragte Jüdinnen und Juden in Deutschland auf die Frage, welchem Spektrum sie den schlimmsten antisemitischen Vorfall, der ihnen in den letzten 5 Jahren widerfahren ist, zuordnen, mit 41 Prozent die Täterinnen und Täter als „Someone with a Muslim extremist view“ angaben. Unter den zwölf befragten Ländern war dies der höchste Wert in dieser Kategorie. Und die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage bestätigen, dass antisemitische Stereotype und Ressentiments in dieser Bevölkerungsgruppe durchgängig deutlich stärker vertreten sind als im Bevölkerungsdurchschnitt. Wie die Umfrage aber auch belegt, bedeutet dies selbstredend nicht, dass Antisemitismus allein ein Problem der muslimischen Community ist. Allerdings kann dieses immense Problem auch nicht ausgeblendet werden, wenn der Kampf gegen Antisemitismus erfolgreich sein soll.

Date: 2023
Editor(s): Polak, Regina
Date: 2023
Abstract: In diesem Band werden anlässlich des Gedenkens an die Gesera 1421 inter- und transdisziplinäre Analysen des aktuellen Antisemitismus dokumentiert sowie Handlungsperspektiven zu seiner Bekämpfung aufgezeigt. Die Befunde renommierter Expert:innen belegen die historische Kontinuität sowie die demokratiepolitische Brisanz des Antisemitismus, der die jüdische Bevölkerung und die soziale Kohäsion in Österreich bedroht. Die multiperspektivische Annäherung, die Verschränkung zwischen Theorie und Praxis wie auch der intergenerationale Diskurs geben Antworten auf die Frage, warum man sich fast 80 Jahre nach dem Ende der Shoah nach wie vor mit Antisemitismus auseinandersetzen muss.

HANNES SWOBODA, CONSTANTIN LAGER
Vorwort
REGINA POLAK
Kontinuität und Aktualität des Antisemitismus.Eine österreichische und globale Herausforderung
MARTHA KEIL
„Judenbilder“ und Stereotype – von der Wiener Gesera 1421 bis heute
MARTIN JÄGGLE
Erinnerung an die Wiener Gesera.Zur Notwendigkeit einer erneuerten Erinnerungskultur
RABBI ANDREW BAKER
Combating Antisemitism in the Twenty-First Century
ANDREAS PEHAM
„Plandemie“ und „Great Reset“: Zum antisemitischen Kern aktueller Verschwörungsmythen
DORON RABINOVICI
Nur der Andere ist heute noch Antisemit. Einige Beobachtungen zur Debatte
RUTH WODAK
Analyzing antisemitic Feindbilder
WOLFGANG TREITLER
Christlicher Antijudaismus und seine Aktualität
RICHARD BLÄTTEL
Der Antisemitismus als Krankengeschichte des Geistes. Eine Diagnose aus der Sicht jüdischer Exegese
MARTIN ROTHGANGEL
Antisemitismusbekämpfung durch Bildung!?
YUVAL KATZ-WILFING
Reden gegen Hass. Interreligiöser Dialog als Weg zum Abbau von Antisemitismus
PETER MENASSE
Nie wieder! Aber was eigentlich? Oder: Antisemitismus als komplexes System
AMBER WEINBER
Junge Perspektiven I.
ANNA DAVOGG
Junge Perspektiven II. Das Café Abraham Wien – ein Ort des interreligiösen Lernens
Date: 2021
Abstract: Eine internationale Mobilisierung des israelbezogenen Antisemitismus durch Organisationen, die der islamistischen Muslimbruderschaft und den Terrorgruppen Hamas und PFLP nahestehen oder mit ihnen sympathisieren, bildete den Hintergrund für zahlreiche Gewaltvorfälle und Bedrohungen von Jüdinnen_Juden im vergangenen Mai. Viele antisemitische Vorfälle ereigneten sich im Umfeld antiisraelischer Versammlungen, doch war für jüdische Communities die Bedrohung durch Antisemitismus vielfältig im Alltag spürbar. Dies geht aus dem gemeinsamen Bericht des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (Bundesverband RIAS) und des Internationalen Institut für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung (IIBSA) über antisemitische Vorfälle im Kontext der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten im Mai 2021 hervor.

Der Bericht „Mobilisierungen von israelbezogenem Antisemitismus im Bundesgebiet 2021” befasst sich mit der internationalen und bundesweiten Mobilisierung von israelbezogenem Antisemitismus im Mai 2021 sowie mit den zwischen dem 9. und 24. Mai 2021 bekannt gewordenen antisemitischen Vorfällen in Deutschland im Zeitraum des bewaffneten Konflikts zwischen der Hamas und Israel.

Die Analysen des Forschungsinstituts IIBSA zeigen eine breite Mobilisierung des Antisemitismus, die von links/antiimperialistischem Spektrum über die politische Mitte bis hin zu nationalistischen, neonazistischen und islamistischen Milieus reichte. Verschiedene internationale Akteur_innen und ihre Sympathisant_innen waren an der Aufstachelung von antisemitischem Hass, Gewalt oder Terrorismus beteiligt, etwa die Palästinensische Front zur Befreiung Palästinas (PFLP), die Millî Görüş-Bewegung, die Grauen Wölfe und das türkische Präsidium für religiöse Angelegenheiten, Diyanet. Eine besondere Rolle nahmen hierbei bereits im Vorfeld der kriegerischen Auseinandersetzung Organisationen ein, die der islamistischen Muslimbruderschaft und den Terrorgruppen Hamas nahestehen oder mit ihnen sympathisieren, wie etwa die Palästinensische Gemeinschaft in Deutschland (PGD).

Zeitgleich zur Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt zwischen dem 9. und dem 24. Mai 2021 dokumentierte der Bundesverband RIAS deutschlandweit 261 antisemitische Vorfälle mit einem entsprechenden Bezug – im Schnitt mehr als 16 Vorfälle am Tag. Bekannt wurden u.a. 10 Angriffe, 22 gezielte Sachbeschädigungen und 18 Bedrohungen.

Dabei war Antisemitismus nicht nur auf den antiisraelischen Versammlungen zu beobachten, sondern ein alltagsprägendes Phänomen für Jüdinnen_Juden: Er begegnete ihnen am Arbeitsplatz, in Gesprächen und Diskussionen im Bekannten- oder Freundeskreis, im Umfeld von Synagogen, während zufälliger Begegnungen im Supermarkt, im öffentlichen Personennahverkehr, auf der Straße und im eigenen Wohnumfeld.
Author(s): Schubert, Kai E.
Date: 2021
Date: 2002
Abstract: Komplexe Pflegebedarfe sind typisch für die jüdische Altenpflege in Deutschland. Am Beispiel des Altenzentrums der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt/Main werden typischen Bedarfe und Pflegeprofile vorgestellt. Im Heim wohnen Überlebende des Holocaust, die die Verfolgung entweder in Europa oder in der Emigration überlebt haben. Seit einigen Jahren leben auch alte Menschen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion im Heim, die erst im hohen Alter nach Deutschland gekommen sind. Die Bewohner des Heimes kommen aus 18 unterschiedlichen Herkunftsländern. Die Bewohnerstruktur ist multiethnisch und dementsprechend für Deutschland eher untypisch. Die tagesstrukturierende Betreuung der Dementen wird in zwei Sprachen angeboten, was auch für Deutschland eine neue Erfahrung ist. Die multiethnische und mehrsprachige Ausrichtung des Heimes veranlasste das Bundesministerium für Gesundheit, neue Betreuungskonzepte, die auf diese Struktur abgestimmt sind, als Modell zu fördern. Zum Erleben von Fremdsein als Basis für die Entfaltung des Milieus einer Institution werden abschließend einige Gedanken vorgestellt.    Das Datenmaterial, das hier Verwendung findet, stammt zum großen Teil aus unveröffentlichten Analysen, Protokollen und der Interpretation biographischer Interviews, die im Rahmen der Konzeptionsentwicklung für die transkulturelle Pflege im jüdischen Milieu angefertigt wurden. Es handelt sich dabei um Gruppenanalysen, die in der Arbeit mit Dementen entstanden sind, um Auswertungen von Bewohnerbefragungen und Workshops, sowie um die Interpretation von biographischen Interviews, die im Rahmen eines Projektes an der FH-Erfurt entstanden sind (Bock, M., Weitzel-Polzer, E.). Darüber hinaus wird das unveröffentlichte Schulungsmaterial und Seminarunterlagen von AMCHA, dem National Israeli Center for Psychosocial Support of Survivors of the Holocaust and the Second Generation, in die Auswertungen einbezogen.
Date: 2018
Author(s): Kiesche, Veronika
Date: 2022
Abstract: Das Working Paper setzt sich mit Verschränkungen von Migrationserfahrung, Antisemitismus und antislawischem Rassismus auseinander und ergänzt damit die Publikationen des Projekts zu Russland und postsowjetischer Migration. Grundlage des Texts sind vier Interviews, die die Autorin Veronika Kiesche mit Angehörigen der zweiten Generation jüdischer Kontingentflüchtlinge durchgeführt hat.

Themen, die sich durch die Interviews ziehen, sind Fragen nach Zugehörigkeit und Identität, aber auch die Erfahrung von Fremdzuschreibung, Antisemitismus, antislawischem Rassismus und Diskriminierung.

Mit den jüdischen Zuwanderer*innen, die als sog. Kontingentflüchtlinge nach Deutschland kamen, waren bestimmte Vorstellungen, Erwartungen und Fantasien verbunden; die großzügige Einwanderungspolitik geschah nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der immer kleiner werdenden jüdischen Gemeinden in Deutschland. Die Menschen, die kamen, entsprachen allerdings nicht unbedingt diesen Vorstellungen. Wie die Autorin am Beispiel von Artikeln aus dem Spiegel zeigt, machten sich zunehmend Ressentiments breit und die Wahrnehmung der Zugewanderten verschob sich von Jüdinnen*Juden zu »Russen«. Verbunden damit waren alte, wiederkehrende antislawische Ressentiments – was nicht heißt, dass die jüdischen Immigrant*innen nicht auch Antisemitismus erlebten.

Der einführende Text von Prof. Dr. Hans-Christian Petersen zeigt die Ursprünge und Kontinuitäten des antiosteuropäischen und antislawischen Rassismus auf und macht deutlich: Postsowjetische Jüdinnen*Juden kommen in Migrationsdebatten noch zu wenig vor. Ihre Erfahrungen mit antislawischen Ressentiments bleiben eher unsichtbar, denn als weiße Migrant*innen werden sie nicht als von Rassismus Betroffene wahrgenommen.
Date: 2022
Abstract: Данная публикация проекта Ход истории / Ход историй посвящена еврейской жизни в современной России и является частичным переводом комплексного исследо­вания о России как о стране происхождения. В ней представлен обзор нарративов о евреях, иудаизме, Шоа и Израиле в России, выделены доминирующие темы и различные направления дискурса, а также процессы их изменения. Авторы Алиса Гадас и Далик Сойреф работают хронологически и в то же время анали­тически, таким образом, изменения и преемственность становятся столь же очевидными, как противоречия и амбивалентности.

В этой работе рассматриваются перспективы и проблемы современной еврейской жизни в России. Авторы проливают свет на то, как изменилась жизнь еврейской общины после распада Советского Союза и массовой эмиграции многих ее членов. Также описано развитие еврейских организации за последние 30 лет, их отношения друг с другом и с государством, особенно при усилении авторитаризма.

Дальнейшими темами являются самовосприятие евреев, проблемы современного антисемитизма и реакция на него общин и еврейских организации и общественности. Особое внимание уделяется исторической политике Кремля в отношении Второй Мировой Войны и Холокоста. Актуальная политическая риторика Путина и его легитимация агрессивной войны против Украины также анализируются в послесловии этой работы.

Author(s): Rock, Jonna
Date: 2022