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Author(s): Güzel, Selcen
Date: 2024
Date: 2024
Date: 2024
Abstract: Wenn ein Zeitrahmen von der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart gezogen wird, so hat Unterrichtung in jüdischer Religion in Deutschland einen mehrfach kontextuellen Wandel vollzogen. So war im mehrere Jahre umspannenden Zeitraum der alliierten Besatzung Deutschlands, während dessen sich jüdische Bevölkerung v. a. in temporären Displaced Persons-Lagern und -Gemeinden befand, jüdischer Religionsunterricht dort zumeist einer Ausbildung nach zionistischen, also nationaljüdischen Kriterien untergeordnet. In einer zweiten Phase nach Schließung der DP-Einrichtungen, die mit einer erheblichen Abwanderung jüdischer Population einherging, war die Organisation jüdischen Religionsunterrichts ausschließlich eine Angelegenheit der sich neu konstituierenden jüdischen Gemeinden, die aufgrund fehlender materieller oder personeller Ressourcen in West- wie Ostdeutschland oft nur unzureichend umgesetzt werden konnte. In einer dritten Phase ab den 1960er-Jahren äußerte sich eine längerfristig bis dauerhafte Wiederverankerung jüdischen Gemeindelebens und jüdischen Unterrichts in (West‑)Deutschland u. a. in der Gründung zweier jüdischer Ganztagsschulen oder einem verstärkten Bemühen um die Beschaffung und Auswahl geeigneter Bildungsmedien. Ergänzende (z. T. ersetzende) Funktion in der Vermittlung von Kenntnissen der jüdischen Religionspraxis nahmen inzwischen auch jüdische Ferienlager für Kinder- und Jugendliche ein. Eine vierte Phase seit der Wiedervereinigung ist durch Zuwanderung v. a. aus Ländern der ehem. Sowjetunion von einer verstärkten binnenjüdischen Ausdifferenzierung und einer verstärkt staatlich angebundenen Religionslehre geprägt.
Date: 2024
Abstract: Die Special Section „Jüdische und antisemitismuskritische Bildung in Deutschland in (nicht)jüdischer Perspektive“ beleuchtet zwei zentrale Entwicklungslinien jüdischer Bildung und die damit verbundenen (nicht)jüdischen Perspektiven: die Wiederkehr jüdischer Schulen als wichtigen Teil jüdisch-pluraler Lebenswelten sowie den Religionsunterricht an staatlichen Schulen als Ort (inter-)religiösen Lernens und antisemitismuspräventiver Bildung. Die ersten drei Beiträge zu jüdischen Schulen konzentrieren sich auf die Wiederkehr jüdischer Bildung nach 1945 und beschäftigen sich mit der Gründung, Verfasstheit und dem Wandel von jüdischen Schulen und Religionsunterricht bis in die Gegenwart und richten damit den Blick auf einen Bereich der Selbstorganisation und -artikulation von Jüdinnen und Juden, dem für den Wiederaufbau und die Formierung eigener Lebenswelten als jüdische Minderheit eine wichtige Bedeutung zukommt. Die folgenden vier Beiträge zum Religionsunterricht an staatlichen Schulen rücken die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft in den Mittelpunkt und wenden sich dem Judentum als Gegenstand des christlichen, islamischen und kooperativen Religionsunterrichts sowie des Fachs Werte und Normen zu, mit dem sich Erwartungen an Wissensvermittlung, Toleranzförderung und Antisemitismusprävention verbinden. Damit präsentiert die Special Section neuere interdisziplinäre Forschungen zu jüdischer und antisemitismuskritischer Bildung in Deutschland als ein auch zukünftig relevantes Forschungsfeld an der Schnittstelle jüdischer Gegenwartsforschung und bildungsbezogener Antisemitismusforschung..
Date: 2024
Date: 2024
Date: 2024
Abstract: Die Einführung eines jüdischen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts war Ergebnis gesellschaftlicher und infolgedessen rechtlicher Verschiebungen für die jüdische Minderheit in den deutschen Staaten. Zu dieser Zeit waren zwei Entwicklungen wesentlich: eine von außen geforderte „Konfessionalisierung“ des Judentums und die schrittweise Auflösung religiöser Bindungen. Wie diese Entwicklungen ihren Niederschlag in den Unterrichtskonzeptionen und der Formulierung der Lernziele bis 1933 gefunden haben, soll die Diskussion um die heutige Gestaltung des jüdischen Religionsunterrichts grundieren. Der Beitrag zeichnet die historische Entwicklung des jüdischen Religionsunterrichts in Deutschland nach, wobei insbesondere die aktuellen Herausforderungen für einen solchen Unterricht in einer mehrheitlich säkularen Gesellschaft diskutiert werden. Folgende Leitfragen dienen der Analyse: Welche Erziehungsaufgabe soll jüdischer Religionsunterricht heute erfüllen, angesichts dessen, dass die Mehrheit der jüdischen Schüler*innen sich nicht religiös verorten? Ist jüdischer Religionsunterricht Ausdruck der Anerkennung jüdischer Partikularität oder wird Judentum staatlicherseits auf einen (wie auch immer definierten) Religionsbegriff reduziert? Was sagt die Existenz eines jüdischen Religionsunterrichts über den Status von Jüdinnen und Juden in der heutigen Gesellschaft aus? Um jüdischen Religionsunterricht anschlussfähig an die gegenwärtigen Bedingungen jüdischen Lebens in Deutschland zu machen, braucht es mehr empirische Bildungsforschung und eine Entgrenzung des Unterrichts: von jüdischem Religionsunterricht zu Jewish Education.
Date: 2024
Abstract: Seit den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 und im Gefolge des anschließenden Gaza-Krieges erfährt Antisemitismus in Deutschland wieder erheblich gesteigerte Aufmerksamkeit. Ein besonders sensibles Thema ist dabei Antisemitismus unter in Deutschland lebenden Muslim:innen. Auf Basis der Daten aus drei repräsentativen, bundesweiten Befragungen untersucht der vorliegende Beitrag Trends der Verbreitung antisemitischer Einstellungen seit 2021. Analysen erfolgen sowohl in Bezug auf die erwachsene Bevölkerung insgesamt als auch kontrastierend für verschiedene gesellschaftliche Subgruppen. Im Ergebnis finden sich für die erwachsene Gesamtbevölkerung keine signifikanten Anstiege von Formen tradierter antisemitischer Einstellungen zwischen 2021 und 2023. Es sind jedoch deutliche Binnendifferenzen zu erkennen. Insbesondere sind bei Muslim:innen nicht nur erheblich erhöhte Raten antisemitischer Einstellungen zu registrieren, sondern auch statistisch signifikante Zuwächse zwischen 2021 und 2023, die sich bei anderen Gruppen so nicht finden. Auch nach multivariaten Kontrollen soziodemografischer Merkmale und weiterer aus der Forschung bekannter sozialer Einflussgrößen sind bei ihnen weiterhin signifikant erhöhte Ausprägungen antisemitischer Einstellungen nachweisbar. Ferner erweisen sich Neigungen zur Akzeptanz von Verschwörungsnarrativen für alle Gruppen als ein stabiler, signifikanter Prädiktor. Bei Christ:innen wie Muslim:innen finden sich daneben keine Zusammenhänge der persönlichen Gläubigkeit oder der Zentralität der Religion mit Antisemitismus. Es zeigen sich aber Zusammenhänge der Ausprägung eines fundamentalistischen Religionsverständnisses mit erhöhten antisemitischen Ressentiments bei beiden Gruppen. Nur bei Muslim:innen ist darüber hinaus die Intensität der kollektiven Religionspraxis, gemessen über die Häufigkeit des Besuchs von Moscheen, nach multivariaten Kontrollen der Intensität der individuellen Gläubigkeit sowie sozialer Kontrollvariablen, mit einer Erhöhung antisemitischer Vorurteile verbunden. Politische Implikationen dieser Ergebnisse für die Prävention von Antisemitismus in der modernen deutschen Migrationsgesellschaft werden daran anknüpfend diskutiert.
Date: 2020
Abstract: Basierend auf Daten des Jahres 2018 der Fundamental Rights Agency der Europäischen Union ermittelt der vorliegende Beitrag Ausmaß und Faktoren antisemitischer Vorurteilskriminalität in Deutschland. Zum einen werden die Erfahrungen von in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden mit persönlichen Belästigungen und Beleidigungen, Vandalismus und körperlicher Gewalt innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren vor dem Erhebungszeitpunkt beleuchtet. Zum anderen beschäftigen wir uns mit der geäußerten Furcht, zukünftig Opfer antisemitischer Übergriffe zu werden. Erfahrungen mit Gewalt und Vandalismus berichten 7 % der 1225 Befragten, und 44 % wurden in den letzten fünf Jahren belästigt, weil sie jüdisch sind. Vor allem Personen, die aufgrund des Tragens von Symbolen als Juden erkennbar sind, waren betroffen und vermeiden gelegentlich oder öfter Plätze in der lokalen Umgebung, weil sie sich dort unsicher fühlen. Wenn die Befragten hingegen in einer mehrheitlich jüdischen Nachbarschaft lebten, sank die Wahrscheinlichkeit Opfer von Belästigungen und Gewalttaten zu werden. Belästigt und beleidigt wurden zudem besonders religiöse Menschen und Personen, die die Unterstützung von Israel als sehr wichtig für ihre jüdische Identität erachten. Diese Personen fühlen sich, ebenso wie jene, die dem Erinnern an den Holocaust eine hohe Bedeutung beimessen, zudem stärker bedroht – eine Bestätigung der Vermutung, dass sekundärer und israelbezogener Antisemitismus ein großes Bedrohungspotential in der aktuellen gesellschaftlichen Situation darstellen. Als Reaktion auf die empfundene Bedrohung verzichten die Befragten zwar laut der vorliegenden Befragung nicht auf das Tragen von jüdischen Symbolen, aber stärkere Bedrohungswahrnehmungen korrelieren mit dem Vermeiden von als gefährlich eingeschätzten Plätzen sowie von jüdischen Veranstaltungen.
Date: 2022
Date: 2021
Abstract: Bereits seit einigen Jahren schwelt eine Diskussion über einen neuen Antisemitismus. Im Fokus dieser Debatten finden sich immer häufiger Einwanderer:innen, vor allem aber Muslim:innen wieder. Als Folge kam der Begriff eines islamisierten Antisemitismus auf. Schnell wurden diese Diskussionen zu einem Politikum. Rechtsextreme Akteure wie die Alternative für Deutschland griffen die Hinweise auf Antisemitismus unter Muslim:innen auf und instrumentalisierten diese für ihre antimuslimische Agenda. Diese Instrumentalisierung wiederum macht es Menschen, die sich gegen antimuslimische Diskriminierung einsetzen, schwer, die Existenz eines muslimischen Antisemitismus anzuerkennen. Anhand unterschiedlichen empirischen Materials untersucht dieser Beitrag die Prävalenz antisemitischer Ressentiments unter Muslim:innen und wie diese mit der Persistenz von Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft zusammenhängen. Die Ergebnisse zeigen, dass traditionelle Formen des Antisemitismus und insbesondere israelbezogener Antisemitismus unter Muslim:innen besonders akzentuiert ausfällt. Der Antisemitismus, in muslimischen Submilieus, stellt neben dem ethnonationalen, rechtsextremen Antisemitismus eine Bedrohung für Jud:innen in Deutschland dar. Der Antisemitismus unter Muslim:innen stützt sich sowohl auf Narrative, die aus ihren Herkunftsländern stammen, sowie auf religiöse Quellen. Allerdings ist der Antisemitismus unter Muslim:innen in Deutschland geringer ausgeprägt als in den meisten Gesellschaften der islamischen Welt. Darüber hinaus sind schuldverleugnende Artikulationen von Antisemitismus nach wie vor ein Markenzeichen der autochthonen Bevölkerung und rechter politischer Milieus. Antisemitismus in Deutschland bedarf daher eines differenzierteren Verständnisses, als es noch vor wenigen Jahren notwendig erschien.