Abstract: As a consequence of the Holocaust, Israel’s security is officially regarded as part of Germany’s
“reason of state”. Yet the criteria for a responsible relationship between Germany and Israel are by
no means self-evident or without logical or practical contradictions. One of the complications is
the Israeli-Palestinian conflict. In order to better understand this complication, I examine two
familiar national narratives, one from each side, about possible connections between the Nazi era,
the Holocaust, and this conflict. I also put the Israeli-Palestinian conflict in a broader historical
context. It turns out that the examined relationships are not as obvious as the familiar narratives
describe them. The origins of the Israeli-Palestinian conflict are older than the Nazi era and the
Holocaust, and they also point to broader European responsibilities more generally, to Europe’s
nationalism, anti-Semitism, colonialism and imperialism – with irresponsibilities towards both
Jews and Arabs. In no way does such a comprehensive perspective affect Germany’s special historical responsibilities resulting from the Holocaust. But it puts the Israeli-Palestinian conflict in a
more complete and also more honest framework, with consequences for Germany’s moral and
political position
Abstract: In den meisten islamischen Ländern fanden - anders als in Europa - keine gezielten Ermordungen von Jüdinnen und Juden oder Deportationen in Todeslager statt. Dieser Band geht der Frage nach, wie Musliminnen und Muslime als scheinbar "Unbeteiligte" zum Holocaust stehen. Behandelt werden unter anderem die Teilnahme von Muslimen am Holocaustgedenken, die Wahrnehmung der Schoah im arabischen und türkischen Raum sowie unter muslimischen Jugendlichen und die wachsende Verwendung antisemitischer Parolen.
Die Einstellungen von Muslimen zum Holocaust reichen von Mitgefühl und Anteilnahme über Gleichgültigkeit und die Frage "Was hat das mit uns zu tun?" bis zu Verharmlosung oder List es, so das Fazit, in der schulischen und außerschulischen Bildung umfassend über die Geschichte aufzuklären und dabei Perspektiven von Migrantinnen und Migranten stärker zu berücksichtigen.
Mit Beiträgen von Joëlle Allouche-Benayoun, Rifat Bali, Georges Bensoussan, Mehmet Can, Monique Eckmann, Remco Ensel, Evelien Gans, Karoline Georg, Ruth Hatlapa, Günther Jikeli, Philip Spencer, Kim Robin Stoller, Annemarike Stremmelaar, Sara Valentina di Palma, Esther Webman, Juliane Wetzel und Michael Whine
Abstract: „Antisemitismus ist an deutschen Schulen Normalität.“ Zu diesem Ergebnis kommt die im Dezember 2018 veröffentlichte Studie „‚Mach mal keine Judenaktion!‘ Herausforderungen und Lösungsansätze in der professionellen Bildungs- und Sozialarbeit gegen Antisemitismus“ von Prof. Dr. Julia Bernstein unter Mitarbeit von Florian Diddens, Ricarda Theiss und Nathalie Friedlender.
Für die Studie wurden 227 Interviews an 171 Schulen mit jüdischen Schülerinnen und Schülern, deren Eltern, mit jüdischen und nichtjüdischen Lehrkräften sowie mit Fachleuten aus der Sozialarbeit und aus Bildungsorganisationen durchgeführt. Die Befunde von Prof. Dr. Bernstein zeigen, dass antisemitische Äußerungen und Handlungen an Schulen normal sind und häufig nicht erkannt werden. Jüdische Kinder und Jugendliche erleben subtile Anmerkungen, diffuse Ablehnung, offenen Hass und Gewalt. Die offene Selbstpräsentation als Jüdin_Jude in der Schule wird aufgrund der Gefahr von antisemitischen Angriffen weitgehend vermieden. Die Perspektive der jüdischen Lehrer_innen zeigt, dass sie als offen auftretende religiöse Jüdinnen_Juden sowohl von der Schulleitung und im Kollegium als auch von Schüler_innen Benachteiligungen, teils sogar Anfeindungen erfahren.
Es ist die erste empirische Studie zu Antisemitismus im schulischen Bereich, die die Perspektiven von Jüdinnen und Juden in den Vordergrund stellt. Die Studie schlüsselt die Erlebnisberichte aus drei Perspektiven auf: die der jüdischen Schüler/-innen, die der nicht-jüdischen Lehrkräfte und die der jüdischen Lehrkräfte.
Abstract: Im Zentrum des Dissertationsprojektes steht die empirisch verankerte Erarbeitung einer intersektionellen, feministischen Theorie von Liebe und Liebesbeziehungen als Orte des Doing Gender in Verschränkung mit Doing Being Jewish (Jüdischsein) bzw. mit Doing Being German (Deutschsein). Was Jüdischsein und Deutschsein bedeutet und wie es konzeptualisiert werden kann, soll durch die Erhebung narrativer Interview empirisch rekonstruiert werden.
Die Dissertation hat zwei Ausgangspunkte. Der erste ist, sich Liebe als eigenständigem Forschungsgegenstand feministischer Analyse zuzuwenden. In Liebesbeziehungen – als verkörperlichte Erfahrungen von Liebe und Begehren, Macht und Dominanz – werden Geschlechterverhältnisse und andere Ungleichverhältnisse und damit zusammenhängend vergeschlechtlichte Arbeitsteilungen von care work und emotional work (re)produziert, verändert, aufgehoben oder legitimiert. Der zweite Ausgangspunkt ist die Feststellung von Kurt Grünberg in seiner Studie „Liebe nach Auschwitz“ (2000), dass Liebesbeziehungen den wohl intimsten Kontakt zwischen Nachkommen von Überlebenden der Shoah und Nachkommen von Täter*innen, Mitläufer*innen und Nazi-Sympathisant*innen im Land der Täter*innen und Opfer bilden. Vor dem Hintergrund der Shoah und der Nürnberger Gesetze von 1935, welche das sogenannte „Blutschutzgesetz“ und das Verbot von Eheschließungen und Geschlechtsverkehr zwischen Juden/Jüdinnen* und Nicht-Juden/Jüdinnen* umfassten, ist zu fragen, welche Gefühlserbschaften und Erinnerungen (active memory) an die Folgegenerationen weitergegeben werden und wie intime Beziehungen und Liebesbeziehungen davon (nicht) beeinflusst werden. Die beiden Ausgangspunkte sollen miteinander verknüpft werden, um eine kritische, intersektionelle feministische Analyseperspektive in Bezug auf Liebesbeziehungen als auch auf die komplexen Differenz- und Identitätskonstruktionen von Jüdischsein und Deutschsein einzunehmen.
Außerdem sollen forschungsethische Überlegungen in Hinblick auf Theoriebildungsprozesse, Methodenentwicklung und Ergebnisdarstellung im Kontext der „negativen deutsch-jüdischen Symbiose“ (Diner 1986) einerseits und einer feministischen Epistemologie des „situierten Wissens“ (Haraway 1988) andererseits entwickelt werden, da die individuelle, familiäre und soziale Verstrickung mit dem Nationalsozialismus keine Position der Unbeteiligtheit zulässt und eine reflektierte und selbstkritische Positionierung von mir als Forscherin verlangt.
Abstract: This paper will investigate the construction and ongoing renegotiation of Jewish identity in the Irish context from the late nineteenth century to the present day, considering how some of the key elements that have shaped modern Irish identity have impacted on the consciousness of Ireland’s tiny Jewish minority.
Jewish immigration to Ireland, which peaked between 1890 and 1905, coincided with the crystallisation of an Irish identity with a strong foundation in the beliefs and values of Roman Catholicism. Consequently, the emerging discourses of Irish nationalism, in particular the struggle for independence and the complex Irish relationship with Britain, have had a major influence on the formation of a specific Irish-Jewish identity. The impact of Irish nationalism, sectarianism and anti-Jewish prejudice in a still-evolving Irish society will be explored in terms of Jewish perception and identity formation on both the individual and the collective levels. After a brief introduction, I will outline my findings on the Jewish relationship with Irish nationalism, before exploring the way in which Irish-Jewish identity has tended to be presented to the wider world. Issues to be considered will include the significance of variations in nuance between different representations of Irish-Jewish identity and belonging; the role of communal narrative in shaping the consciousness of the individual; and the question of why, in the post-modern era, it should be necessary to keep searching for, re-/presenting and justifying the identity of a minority within a minority to the world at large. Throughout, the focus will remain on the need for a fresh approach to the sources and the issues at hand, in order to create a more holistic, objective and inclusive history of the Jewish experience in Ireland.