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Die doppelt Anderen : eine soziologische Rekonstruktion der Verschränkung von Antisemitismus und Antifeminismus

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Double-Others : a sociological study on the intersections of antisemitism and antifeminism

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Thema dieser Dissertation sind die Strukturverwandtschaften und gesellschaftlichen Funktionsähnlichkeiten von Antisemitismus und Antifeminismus. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf der gesamtgesellschaftlichen Makroebene, wo die Intersektionen sich sowohl über die Korrespondenzen als auch über die Eigenheiten und Differenzen beider Kategorien manifestieren. Aus der Perspektive soziologischer, politischer, ökonomischer und geistesgeschichtlicher Erklärungsansätze wird der Frage nachgegangen, wogegen sich Feindschaft und Abwehr im Antisemitismus und Antifeminismus richten und was der jeweilige Gehalt von Konstrukten des Jüdischen und des Weiblichen ist, die beide im Bereich des Phantasmagorischen und Ideologischen anzusiedeln sind. In sie geht die gesellschaftliche Vorstellung von Natur ebenso ein wie die Überhöhung von Stärke bei gleichzeitiger Abwertung von Schwäche.
Geschlechterbilder und -normen spielen dabei eine bedeutsame Rolle. Nach einer analytischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen, historischen, ökonomischen und politischen Fundierungsverhältnissen von Antisemitismus und Antifeminismus werden anhand des antisemitischen und frauenfeindlichen Bildarchivs der Moderne, zumal jenes des Fin de Siècle, die Intersektionen von Antisemitismus und Antifeminismus einer genaueren Betrachtung zugeführt. Auffallend sind vor allem die deutlich gegenderten und rassisierten Imagines des Juden und der Frau, denen gleichermaßen eine Transgression der Geschlechtergrenzen immanent ist.
Sie alle gruppieren sich um einen antiemanzipatorischen Gestus. Diese Imagines sind als performative Akte des Antisemitismus und des Antifeminismus zu fassen, und werden somit nicht bloß als Ausdruck diskriminierender und unterdrückender Diskurse und Strukturen der Gesellschaft analysiert,
sondern als diese Strukturen selbst beständig (re)produzierend. Sie tragen damit zu einer kaum mehr durchdringbaren weil verselbständigten Institutionalisierung von Antisemitismus und Antifeminismus bei. Dieser Institutionalisierung wird in einem Abschnitt über den Umgang mit dem Nationalsozialismus gesondert nachgegangen. Ein weiterer Abschnitt ist der Durchsetzung von Antisemitismus und Antifeminismus auf der Mikroebene des doing difference gewidmet, wo der erlebnisanalytische Aspekt von Juden- und Frauenfeindlichkeit anhand einer Auswertung qualitativer Interviews im Zentrum steht.

Translated Abstract

The aim of this thesis was to analyse the multilayered structural and functional intersections of antisemitism and antifeminism on a macrosocial level. From sociological, political, economic, and socio-historical perspectives the specific peculiarities, correspondences and differences of antisemitism and antifeminism were analysed in order to reconstruct the subjective and objective structures of both phenomena and thereby to relate to their coherent interactions.
The questions against what hostility and defense mechanisms of antisemitism and antifeminism are actually directed and what the pejorative ideological constructs of Jewishness and femininity mean, are central in this work. A specific social imagination of nature as well as an apotheosis of strength and a degradation of what is perceived as weak, are equally part of these constructs. Gender norms play an important role in all these constellations. After an analysis of the social, historical, economic and political bases of antisemitism and antifeminism, a closer look is taken at the imaginary archive of modernity, especially of the fin de siècle, where the intersections of antisemitism and antifeminism manifest openly. In the 19th century, women and Jews alike were identified with nature and were thus categorised according to hegemonic structures of naming and defining. Particularly noticeable, the images of Jews and women are equally racialised and gendered, whereby an (alleged) transgression of traditional social, political, economic and gender borders is central to these images. Configurations of an anti-emancipatory impetus, these images are performative acts of antisemitism and antifeminism.
Accordingly, they do not only express discriminatory and oppressive practices or structures of society, but have the potential to (re-)produce these very structures. Hence, they have an important share in the institutionalising processes, through which antisemitism and antifeminism adopt an impenetrable character. This institutionalisation is especially viewed with respect to secondary antisemitism and the way of dealing with National Socialism in post 1945 societies. The social microlevel of experiencing antisemitism and antifeminism as discriminatory practices is analysed by means of qualitative interviews with Jewish women in Vienna.

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Stögner, Karin Die doppelt Anderen : eine soziologische Rekonstruktion der Verschränkung von Antisemitismus und Antifeminismus. Universität Wien. 2008:  https://archive.jpr.org.uk/object-2778