Antisemitismus – das Gift der Gegenwart in einer demokratischen Zivilgesellschaft
Translated Title
Antisemitism – the poison of the present in a democratic civil society
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Abstract
Antisemitische Parolen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen; immer häufiger nehmen Tabubrüche in der deutschen Zivilgesellschaft zu, vor allem seit die »Alternative für Deutschland «Bündnisse mit Pegida und anderen fremdenfeindlichen oder rassistischen Vereinigungen eingeht. Jüngster prominenter Vorfall war der antisemitisch
motivierte Überfall auf das jüdische Restaurant Schalom in Chemnitz: »Judenschwein, verschwinde aus Deutschland«. Ob mit diesem Vorfall eine neue Qualität des Antisemitismus vorliegt, darf zwar infragegestellt werden, die Tat selbst bleibt jedoch alarmierend. Begriffliches In der Geschichte des Antisemitismus 3 lassen
sich verschiedene Phasen mit unterschiedlichen Ausprägungen und Erscheinungsweisen unterscheiden.
4 Zu unterscheiden sind primärer, sekundärer 5 und sog. tertiärer Antisemitismus. Als primärer Antisemitismus lassen sich traditionelle Formen von Judenfeindschaft (im Mittellalter zum Beispiel Vorwürfe des Hostienfrevels usw.) bezeichnen. Der sekundäre Antisemitismus instrumentalisiert die Schoah gegen Juden/Jüdinnen und gegen
den Staat Israel und ist nach Adornos Lesart so etwas wie ein »Schuld- und Erinnerungsabwehr-Antisemitismus« 6: »In letzter Konsequenz mündet dieser sekundäre Antisemitismus in die Leugnung des Holocaust.«7
Die neueren Varianten des Antisemitismus sind der Antizionismus, der das Existenzrecht Israels als Staat bzw. als Zivilgesellschaft in Frage stellt. Der tertiäre Antisemitismus wird als die neue Form des islamischen Antisemitismus charakterisiert; gleichwohl ist dieser Begriff umstritten und unscharf.8 Es scheint, als diene diese Form des
›islamischen Antisemitismus‹ dem Erhalt fragiler Identitätskonstruktionen im Bereich jugendlicher Migrant_innen, wie Rausch und Schwendemann gezeigt haben.9 Antisemitismus lässt sich als Generalbegriff für jede Form psychischer, physischer, verbaler, sozialer Judenfeindschaft sehen: »Der Antisemitismus manifestiert sich in Wort, Schrift und Bild sowie in anderen Handlungsformen, er benutzt negative Stereotype und unterstellt negative Charakterzüge…
[und] meint… die Gesamtheit judenfeindlicher Äußerungen, Tendenzen, Ressentiments, Haltungen und Handlungen unabhängig von ihren religiösen, rassistischen, sozialen oder sonstigen Motiven.«10 Nach der NS-Gewaltherrschaft muss der Antisemitismus in Deutschland als »gesellschaftliches Paradigma« verstanden werden, das dann als Medium weiterer Vorurteile und rassistischer Einstellungen dient.
Religiöser Antisemitismus aus dem christlichen Bereich wurde und wird von Unwissenheit über die jüdische Religion und Nichtverstehen genährt.
motivierte Überfall auf das jüdische Restaurant Schalom in Chemnitz: »Judenschwein, verschwinde aus Deutschland«. Ob mit diesem Vorfall eine neue Qualität des Antisemitismus vorliegt, darf zwar infragegestellt werden, die Tat selbst bleibt jedoch alarmierend. Begriffliches In der Geschichte des Antisemitismus 3 lassen
sich verschiedene Phasen mit unterschiedlichen Ausprägungen und Erscheinungsweisen unterscheiden.
4 Zu unterscheiden sind primärer, sekundärer 5 und sog. tertiärer Antisemitismus. Als primärer Antisemitismus lassen sich traditionelle Formen von Judenfeindschaft (im Mittellalter zum Beispiel Vorwürfe des Hostienfrevels usw.) bezeichnen. Der sekundäre Antisemitismus instrumentalisiert die Schoah gegen Juden/Jüdinnen und gegen
den Staat Israel und ist nach Adornos Lesart so etwas wie ein »Schuld- und Erinnerungsabwehr-Antisemitismus« 6: »In letzter Konsequenz mündet dieser sekundäre Antisemitismus in die Leugnung des Holocaust.«7
Die neueren Varianten des Antisemitismus sind der Antizionismus, der das Existenzrecht Israels als Staat bzw. als Zivilgesellschaft in Frage stellt. Der tertiäre Antisemitismus wird als die neue Form des islamischen Antisemitismus charakterisiert; gleichwohl ist dieser Begriff umstritten und unscharf.8 Es scheint, als diene diese Form des
›islamischen Antisemitismus‹ dem Erhalt fragiler Identitätskonstruktionen im Bereich jugendlicher Migrant_innen, wie Rausch und Schwendemann gezeigt haben.9 Antisemitismus lässt sich als Generalbegriff für jede Form psychischer, physischer, verbaler, sozialer Judenfeindschaft sehen: »Der Antisemitismus manifestiert sich in Wort, Schrift und Bild sowie in anderen Handlungsformen, er benutzt negative Stereotype und unterstellt negative Charakterzüge…
[und] meint… die Gesamtheit judenfeindlicher Äußerungen, Tendenzen, Ressentiments, Haltungen und Handlungen unabhängig von ihren religiösen, rassistischen, sozialen oder sonstigen Motiven.«10 Nach der NS-Gewaltherrschaft muss der Antisemitismus in Deutschland als »gesellschaftliches Paradigma« verstanden werden, das dann als Medium weiterer Vorurteile und rassistischer Einstellungen dient.
Religiöser Antisemitismus aus dem christlichen Bereich wurde und wird von Unwissenheit über die jüdische Religion und Nichtverstehen genährt.
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Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License .
Original Language
Volume/Issue
3
Page Number / Article Number
236-244
DOI
Bibliographic Information
Antisemitismus – das Gift der Gegenwart in einer demokratischen Zivilgesellschaft. 2018: 236-244. https://archive.jpr.org.uk/10.25786/CJBK.V0I03.535