Abstract: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind einzigartig. Geprägt von der Erinnerung an die Shoah und getragen von dem Anspruch, daraus praktische Konsequenzen für heute zu ziehen, gelten sie als „besonders“. Doch was bedeutet diese Besonderheit im Jahr 2025? Haben der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der nachfolgende Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen Spuren im bilateralen Verhältnis hinterlassen? Wie blicken Deutsche und Israelis heute aufeinander, welche Erwartungen und Bilder prägen das gegenseitige Verhältnis, und welche Verantwortung resultiert daraus in einer Zeit wachsender geopolitischer Spannungen und gesellschaftlicher Polarisierung? Vor dem Hintergrund dieser Fragen gibt die vorliegende Kompaktauswertung einen ersten Einblick in die Ergebnisse unserer aktuellen Studie zur gegenseitigen Wahrnehmung von Israelis und Deutschen. Auf Basis einer repräsentativen Doppelbefragung in beiden Ländern gibt sie Aufschluss über das politische Selbstverständnis in beiden Gesellschaften, die Rolle der Geschichte für die Gegenwart, die Erwartungen an die deutsche Nahostpolitik sowie die Wahrnehmung von Antisemitismus und internationaler Verantwortung. Die Ergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild, geprägt von Nähe und Distanz, Zustimmung und Kritik, Hoffnung und Skepsis. In dieser Auswertung legen wir einen besonderen Fokus auf die Erhebung in Deutschland und ziehen die israelischen Befunde vergleichend heran. Eine umfangreiche Darstellung aller Ergebnisse ist in Vorbereitung. Mit dieser Studie setzt die Bertelsmann Stiftung ihre langjährige Reihe empirischer Analysen zur Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen fort. Die Studie erscheint in einem Jahr, in dem sich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten zum sechzigsten Mal jährt. Ein Anlass, nicht nur auf das Erreichte zurückzublicken, sondern auch für eine kritische Selbstbefragung: Wie können wir, Deutsche und Israelis, unsere Beziehung in Zukunft verantwortungsvoll gestalten?
Abstract: Einwanderung, Erinnerungspolitik, Israel und die deutsche Geschichte sind Themen, über die in Deutschland regelmäßig diskutiert wird. Berlin, die Hauptstadt des neuen Deutschlands, ist hippe Metropole und Anziehungspunkt für Menschen aus allen Ländern. Was passiert, wenn das alles zusammenkommt, wenn eine Gruppe von Personen diese Themen alle auf einmal repräsentiert? Die Rede ist von den israelischen Einwanderern in Berlin. Im Herbst 2013 diagnostizierten israelische Medien eine neue Auswanderungswelle, die ihren Ausgangspunkt in den sozialen Protesten 2011 und den dabei kritisierten hohen Lebenshaltungskosten in Israel hatte. Daraufhin wurde in beiden Ländern ausführlich über das Phänomen berichtet, dass es viele junge Israelis ausgerechnet nach Berlin, also Deutschland, ziehe. In Israel wurde dies mit einer Mischung aus Besorgnis und Neugier betrachtet, während in Deutschland klar die Neugier überwog. Künstler verarbeiteten die Entwicklung in ihren Werken, wie die israelische Band Shmemel mit ihrem Song „Berlin“.
Trotz oder vielleicht gerade wegen der emotionalen Aufladung des Themas hat die Migration von Israelis nach Berlin fast schon Züge eines Mythos. Empirisch-wissenschaftliche Erkenntnisse liegen bisher jedenfalls kaum vor, und die existierenden Studien sind nur schwer zugänglich. Diesem Mangel will dieser Bericht abhelfen und klären, wie viele Israelis es in Berlin überhaupt gibt und wer sie sind. Weiter sollen die Motive für den Umzug dorthin und der Umgang mit der eigenen Identität untersucht werden.