Abstract: Die Autoren setzen sich kritisch mit der Studie »Antisemiten als Koalitionspartner« von Samuel Salzborn und Sebastian Voigt (ZfP 58,3) auseinander. Sie betonen, dass der dort erhobene Vorwurf, die Partei DIE LINKE sei von einem antisemitischen Antizionismus geprägt, aus verschiedenen Gründen unhaltbar ist. Vielmehr wird nachgewiesen, dass der medial sehr wirksame Aufsatz von Salzborn und Voigt methodisch mangelhaft, teilweise nicht nachvollziehbar und logisch inkonsistent ist, hoch selektiv und reduktionistisch mit dem willkürlich ausgewählten Material umgeht sowie Gegenargumente, insbesondere zur Beschlusslage der Partei, und einschlägige Forschungen unterschlägt. Es wird kritisiert, dass somit ein unzutreffendes Zerrbild der Partei DIE LINKE geschaffen wird, welches sich zur politischen Instrumentalisierung eignet und gleichzeitig den gesamtgesellschaftlichen Antisemitismus bagatellisiert. Die Autoren plädieren stattdessen dafür, die Problemfelder der »Israelkritik« als Grauzone zu betrachten, in der die Palästinasolidarität an verschiedenen Stellen anschlussfähig für den oder undeutlich abgegrenzt vom Antisemitismus sein kann. Sie treten dafür ein, die Debatte zu versachlichen, u. a. indem diese Grauzone begrifflich genauer spezifiziert und insbesondere für die Partei DIE LINKE quantitativ untersucht wird.