Abstract: Der Beitrag vergleicht das Rigaer KGB-Museum, im Volksmund Eckhaus genannt, mit dem Rigaer Ghetto-Museum. Beide Museen sind zirka im gleichen Zeitraum (zwischen 2010 und 2016) entstanden bzw. erweitert worden und befinden sich an Originalschauplätzen. Beide Museen legen ein besonderes Augenmerk darauf darzustellen, welche Folgen die nationalsozialistische bzw. kommunistische Besatzung und Diktatur auf Lettland hatte. So beinhaltet das Rigaer Ghetto-Museum eine Ausstellung zum jüdischen Leben in Lettland vor 1941. Beide Ausstellungen legen großen Wert darauf, Zeugnisse von Überlebenden einzubeziehen. Da die Opfer des Rigaer Ghetto-Museums auch aus Deutschland und Österreich kamen, ist die Einbeziehung einer europäischen Perspektive hier vom Untersuchungsgegenstand vorgegeben. Die Europäisierung des Holocaustgedenkens wird auch anhand mehrerer Ausstellungsstücke, so zum Beispiel eines nachkonstruierten Zugwaggons, deutlich. Hingegen stellt das KGB-Eckhaus primär die lettische Geschichte aus: Der Fokus liegt auf den zivilen lettischen Opfern der kommunistischen Diktatur, die im Kellergefängnis des NKWD bzw. des KGB gefoltert wurden. Eine »Europäisierung« wird nur in Querverweisen zu anderen Museen deutlich, die ebenfalls die Geschichte der kommunistischen Diktatur ausstellen, wie z.B. das Haus des Terrors in Budapest.