Abstract: In Bezug auf die christlich-jüdischen Beziehungen wurde eine neue Ära mit der Kon-zilserklärung Nostra aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils eröffnet. Seither vertieft die katholische Kirche das Bewusstsein ihrer Verwurzelung im biblischen Judentum und entdeckt ihre bestehenden Bande: Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem heutigen und ununterbrochen lebendigen Judentum. Dies geschieht im Rahmen des christlich-jüdischen Dialogs, dessen Aktivität viele Früchte getragen hat. U.a. entstan-den zahlreiche kirchliche Dokumente und päpstliche Botschaften, die anlässlich ver-schiedener Treffen mit Juden ausgesprochen wurden, besonders zur Zeit Johannes Pauls II. Darüber hinaus engagierten sich für den Lernprozeß Christen Juden viele Wissen-schaftler und verschiedene Institutionen, denen dieses Thema bedeutend erschien. Die katholische Kirche betonte und forderte gleichzeitig dazu auf, dass das Thema Ju-dentum seinen angemessenen Platz im Religionsunterricht finden solle. Österreich er-reichte dieses Ziel, weil bezüglich des Judentums in den österreichischen Religionsun-terricht schon länger wissenschaftliche Forschungsergebnisse eingeflossen sind. Polen hat es jedoch noch nicht erreicht. Deswegen kann ein Vergleich des Religionsunterrich-tes in Österreich und in Polen ein fruchtbares Ergebnis bringen. Im ersten Kapitel wird die Entwicklung des christlich-jüdischen Dialogs auf der Ebene der Weltkirche, der polnischen und österreichischen Kirche beschrieben und gleichzei-tig gezeigt, was von kirchlicher Seite bisher in Bezug auf den Religionsunterricht in Hinsicht auf das Judentum unternommen worden ist. Dann, gestützt auf die Lehre Jo-hannes Pauls II., wird eine pastorale Reflexion bezüglich des Judentums im Religions-unterricht durchgeführt. Zwei Prioritäten werden erkennbar: das Kennenlernen und die Reinigung des Gedächtnisses. Die erste, das Kennenlernen der Verwurzelung der Kir-che im biblischen Judentum und des heutigen Judentums, ist mit dem Religionsunter-richt sehr eng verbunden. Die zweite, die Reinigung des Gedächtnisses, nimmt hinge-gen großen Einfluss auf die Denkweise und Prägung der Überzeugungen des Menschen, was sich auch im Religionsunterricht widerspiegelt. Sie hängt mit der Geschichte zu-sammen, die aus christlicher und jüdischer Sicht sehr oft unterschiedlich dargestellt wird. Deswegen behandelt diese Dissertation nur die erste Priorität, das Kennenlernen des Judentums, im österreichischen und polnischen Religionsunterricht. Der zweiten sollte eine andere Arbeit gewidmet werden, worin die Geschichte Polens vielleicht von einer christlich-jüdischen Kommission neu zu erarbeiten wäre. Im zweiten Kapitel befinden sich die Kategorien für die Analyse der Lehrbücher und Lehrpläne für den Religionsunterricht. Zuerst werden sie aus Peter Fiedlers Buch „Das Judentum im katholischen Religionsunterricht. Analysen, Perspektiven, Bewertungen― übernommen und dann zu den fünf Dimensionen – 1. Gemeinsames geistiges Erbe; 2. Jüdische Wurzeln; 3. Bestehende Unterschiede zwischen Christen und Juden; 4. Das lebendige Judentum und 5. Gemeinsame Aufgaben – zugeordnet. Danach, aufgrund der kirchlichen Dokumente und theologischen Bearbeitungen, werden sie alle beschrieben. Gleichzeitig muss betont werden, dass diese zugeordneten und beschriebenen Bewer-tungskategorien nicht nur einen Bezugspunkt für die Analyse der Religionsbücher, son-dern auch eine Grundlage des Unterrichts über das Judentum für ReligionslehrerInnen bilden. Das dritte Kapitel ist der Analyse der derzeit geltenden Lehrbücher (2 österreichischen Serien – 24 Bücher und 2 polnischen Serien – 24 Bücher) und Lehrpläne von der ersten Klasse Volksschule bis zur Reifeprüfung für den Religionsunterricht in Österreich und Polen gewidmet. Die Analyse besteht aus drei Phasen. In der ersten Phase wird eine quantitative Analyse durchgeführt. Dabei handelt es sich darum, dass alle Seiten der Religionsbücher jeder Serie, auf denen das Judentum vorkommt, gezählt und mit allen Seiten der Religionsbücher jeder entsprechenden Serie verglichen werden, um den Pro-zentsatz zu ermitteln. In der zweiten und der dritten Phase erfolgt die qualitative Analy-se. Zuerst werden alle Seiten, auf denen das Judentum betrachtet wird, in „explizit― und „implizit― eingeteilt. Dann werden sie als „zureichend― oder „unzureichend― bewertet. Jene letzte Unterscheidung betrifft nur die polnischen Religionsbücher. Das vierte Kapitel enthält Vorschläge für den polnischen Religionsunterricht, die zwei Gruppen zugeordnet werden. Die erste Gruppe betrifft jene Stellen, die als „unzurei-chend― erkannt werden. Diesen werden die notwendigen Informationen hinzugefügt, um in den aktuell geltenden Religionsbüchern verschiedene zwischen dem Christentum und Judentum bestehende Bande zu zeigen. Die zweite Gruppe besteht aus verschiedenen Themeneinheiten, die die Verwurzelung des Christentums im biblischen Judentum und das heutige Judentum ausführlich darstellen. Zuerst werden alle Themeneinheiten in Anknüpfung an den Tag des Judentums so vorgeschlagen, dass in der 12-jährigen Schulausbildung die gesamte Information zum Thema Judentum und Verwurzelung des Christentums im Judentum gegeben wird. Dann werden Themeneinheiten behandelt, die mit verschiedenen Anlässen wie z.B. die Erinnerung an den heiligen Paulus oder an die heilige Teresia Benedicta vom Kreuz sowie mit kirchlichen Festen verbunden sind.