Abstract: There is a rich body of research concerning Jews who lived in Germany before 1933. Publications on the Holocaust are equally numerous, a significant proportion of this output tackling historical (and contemporary) antisemitism in Germany from a non-Jewish perspective. Much less is known about the post-1945 Jewish population of the former East and West (now reunited) Germany: in terms of Jewish socio-demography, life-worlds, cultural heritage, praxes and about Jewish perspectives on antisemitism. The aim of this article is threefold. Content-wise, it sets out to summarise the existing social scientific research on the post-1945ers, and to identify gaps therein in terms of empirical research, both quantitative and qualitative. Structurally, it seeks to determine the scope and frame of research concerning the post-1945 Jewish population of Germany, demonstrating thus that the study of contemporary Jews is replete with lacunae. Practically, the article outlines the consequences of patchy knowledge, and the hampered knowledge transfer within academia and to the public – consequences which have become painfully clear in the wake of October 7, 2023.
Abstract: In den Jahren 1985 und 1986 wurde die Öffentlichkeit durch eine Häu fung antisemitischer Vorfälle in der Bundesrepublik und in Österreich aufgeschreckt. Besonders die heftige Auseinandersetzung um die Präsi dentschaftswahl in Österreich machte in Polemiken und Leserbriefen sichtbar, daß antijüdische Ressentiments vorhanden und mobilisierbar sind. Da die Größe dieses Potentials unbekannt war, entsprechende Umfragen lagen mehr als ein Jahrzehnt zurück, nahm die Anti-Defa mation League (ADL), New York, mit österreichischen und deutschen Forschungseinrichtungen Kontakt auf, um Antworten auf diese Frage zu erhalten. Die ADL-Direktoren Abraham H. Foxman und Theodore Freedman traten 1986 mit der Bitte an Professor Dr. Herbert A. Strauss, den Lei ter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Uni versität Berlin, heran, die wissenschaftliche Konzeption für eine Re präsentativbefragung zum gegenwärtigen Antisemitismus in der Bun desrepublik Deutschland auszuarbeiten. Ohne die Initiative und die Finanzierung der ADL, für die wir hiermit danken, wäre es dem Zen trum für Antisemitismusforschung nicht möglich gewesen, ein derartig umfangreiches und teures Forschungsprojekt in Angriff zu nehmen. Das Recht, die Daten der Umfrage einer eigenen Auswertung zu unter ziehen, verschaffte dem Zentrum die empirische Basis, seine Forschun gen zum Antisemitismus erstmals auch auf die Gegenwart auszudeh nen.