Abstract: „Antisemitismus ist an deutschen Schulen Normalität.“ Zu diesem Ergebnis kommt die im Dezember 2018 veröffentlichte Studie „‚Mach mal keine Judenaktion!‘ Herausforderungen und Lösungsansätze in der professionellen Bildungs- und Sozialarbeit gegen Antisemitismus“ von Prof. Dr. Julia Bernstein unter Mitarbeit von Florian Diddens, Ricarda Theiss und Nathalie Friedlender.
Für die Studie wurden 227 Interviews an 171 Schulen mit jüdischen Schülerinnen und Schülern, deren Eltern, mit jüdischen und nichtjüdischen Lehrkräften sowie mit Fachleuten aus der Sozialarbeit und aus Bildungsorganisationen durchgeführt. Die Befunde von Prof. Dr. Bernstein zeigen, dass antisemitische Äußerungen und Handlungen an Schulen normal sind und häufig nicht erkannt werden. Jüdische Kinder und Jugendliche erleben subtile Anmerkungen, diffuse Ablehnung, offenen Hass und Gewalt. Die offene Selbstpräsentation als Jüdin_Jude in der Schule wird aufgrund der Gefahr von antisemitischen Angriffen weitgehend vermieden. Die Perspektive der jüdischen Lehrer_innen zeigt, dass sie als offen auftretende religiöse Jüdinnen_Juden sowohl von der Schulleitung und im Kollegium als auch von Schüler_innen Benachteiligungen, teils sogar Anfeindungen erfahren.
Es ist die erste empirische Studie zu Antisemitismus im schulischen Bereich, die die Perspektiven von Jüdinnen und Juden in den Vordergrund stellt. Die Studie schlüsselt die Erlebnisberichte aus drei Perspektiven auf: die der jüdischen Schüler/-innen, die der nicht-jüdischen Lehrkräfte und die der jüdischen Lehrkräfte.