Abstract: In sechzehn Interviews berichten Kinder von Holocaustüberlebenden, die in Deutschland aufgewachsen sind, über ihre besondere Lebenssituation. Die Hälfte von ihnen wohnt noch heute in Deutschland, die andere Hälfte ist nach Israel eingewandert. Entlang von Leitthemen wie Identität, Zugehörigkeitsgefühl und Alltagserfahrung geben die Befragten über ihr Verständnis von "Heimat" Auskunft und reflektieren, inwieweit die Erfahrungen der Eltern während des Holocaust ihr Leben und auch die Entscheidung, nach Israel einzuwandern oder in Deutschland zu bleiben, bestimmt haben. Ihre sehr persönlichen Erzählungen eröffnen die unterschiedlichsten Perspektiven auf Ereignisse und Prozesse, deren Wahrnehmung und Einordnung nicht nur für den Geschichtsunterricht, sondern auch für den deutsch-israelischen Dialog wesentlich sind. Die Interviews vermitteln so einen empathischen Zugang zur Geschichte der Schoah nach dem Ende der unmittelbaren Zeitzeugenschaft.
Ergänzt werden die Interviews durch drei einleitende Texte: Die Beiträge von Anita Haviv-Horiner und Sybille Heilbrunn thematisieren aus unterschiedlicher Sicht ‒ des biografischen Ansatzes einerseits und der Migrationsforschung andererseits ‒ Bedeutung und Problematik der Konzepte Heimat, Identität, Migration und Integration. Der Aufsatz von Thomas Goll gibt Anregungen zum Einsatz der Interviews in der schulischen und außerschulischen Bildung.