Abstract: Wenn Peter Sloterdijk Museen allgemein als »Schule der Befremdung« erkennt, wie ergeht es dann erst Besucherinnen und Besuchern von jüdischen Museen? Gehört jüdische Geschichte »zu uns« oder nicht? Ist jüdische Kultur Teil des »Eigenen« oder des »Anderen«? Jüdische Museen sind, um eine Formulierung von Zygmunt Baumann zu verwenden, konstitutiv »auf dem Zaun«, in einer prekären Lage der Ambivalenz, der Zweideutigkeit situiert. In Zeiten, in denen Identitätsdebatten in Europa mehr und mehr im Zeichen des Ausschluss des »Anderen« – und heute vor allem im Zeichen des Ausschlusses von Muslimen – stehen, werden Juden und jüdische Geschichte – aber auch der Staat Israel – auf andere Weise relevant als noch vor zwanzig Jahren. Der politische Mainstream, aber auch wachsende Teile der populistischen Rechten, sehen im »Jüdischen« nun offenbar das »gute Andere« Europas, das sich im neuen rassistischen Diskurs trefflich instrumentalisieren lässt. Der Druck auf jüdische Museen wächst, sich einer scheinbaren Eindeutigkeit zu verschreiben, die die neuen europäischen Identitätsdiskurse nicht länger stört.