Abstract:
Vor rund 60 Jahren geschah in Europa etwas, das heute oftmals als das Unsagbare bezeichnet wird: Der Holocaust. Ein auf die vollkommene Zerstörung des Judentums angelegtes Vernichtungssystem, das letztlich etwa 6 Millionen Juden das Leben gekostet hat. Nur wenige sind dem für sie angestrebten Schicksal der Vernichtung entkommen. Und die wenigen, die überlebten, haben lebenslange psychische Traumata und seelische Schmerzen davongetragen. Der Schockzustand über die Geschehnisse der Shoah hat dafür gesorgt, dass eine gesamte Generation ihrer Sprachlichkeit entzogen wurde. Mit dieser Arbeit möchte ich vor allem denjenigen Stimmen verleihen, die aus Österreich flüchten und durch diese Flucht ihr einstiges Leben zurücklassen mussten. Wenn die ursprüngliche Heimat plötzlich zur apokalyptischen Fremde wird, dann ist der Mensch nicht nur seines Zuhauses, sondern auch seines Behütet-Seins beraubt worden. Die Geschichte des Judentums ist über 5000 Jahre alt.
Wahrscheinlich fasst diese Zahl auch ungefähr die Summe an Abhandlungen zusammen, die inzwischen zur Thematik von Juden, jüdischer Identität und jüdischer Religion veröffentlicht wurden. Welche Rechtfertigung gibt es also für eine weitere Publikation zu diesem Thema? Die wohl unanfechtbarste Erklärung dafür beruht auf einem zeitlichen Hintergrund: Sechzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges tritt nun eine Generation ab. Die so genannte erste Generation: Die der Überlebenden und der Zeugen des Holocaust. Zur Skizzierung des theoretischen Zugriffs ist es zunächst notwendig zu erwähnen, dass der Untersuchungsgegenstand aus zwei Bezugsquellen genährt wird: Zum einen sollen die Erkenntnisse innerhalb der Untersuchung aus bereits bestehenden Theorien, Analysen und Publikationen gewonnen werden, zum anderen sollen sie anhand