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Date: 2011
Abstract: Im Herbst 2008 warnte die Anti Defamation League wiederholt vor einem neuen Aufkeimen des Antisemitismus im Zuge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise und belegte ihre Sorge durch eine Vielzahl von Artikeln in US-amerikanischen, südamerikanischen und europäischen Printmedien und Internetforen, in denen in der Auseinandersetzung mit der Krise mehr oder weniger offene antisemitische Ressentiments artikuliert wurden. Diese reichten von traditionellen antisemitischen Stereotypen wie dem „raffgierigen Juden“ bis hin zu Weltverschwörungstheorien, die auch durch eine spezifische Verknüpfung von Antisemitismus, Antiamerikanismus und Israelfeindschaft gekennzeichnet sind. Vor diesem Hintergrund starteten wir am Institut für Konfliktforschung, in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte, im August 2009 eine Studie zu antisemitischen Diskurselementen in den Debatten um die Krise in österreichischen Printmedien. Wie wird die Krise generell dargestellt und unter welchen Bedingungen und thematischen Kontexten tauchen antisemitische Versatzstücke in der Argumentation auf? Dies ist die forschungsleitende Kernfrage, der wir uns in dem Projekt widmeten. Da Antisemitismus weder als einheitliches noch als statisches Phänomen verstanden wird, sind die Kontinuitäten und Diskontinuitäten der antisemitischen Stereotypenbildung und deren Situierung in gesellschaftlichen, ökonomischen, politischen und historischen Kontexten von zentralem Belang. Denn selbst wenn sich antisemitische Stereotype in ihrem Inhalt und ihrer Struktur innerhalb des letzten Jahrhunderts nicht grundsätzlich verändert haben mögen, ist es für eine Analyse der Funktion und Struktur des Antisemitismus notwendig, Veränderungen in den Bedingungen zu berücksichtigen, unter denen Antisemitismus auftritt. Nur eine solche Vorgehensweise erlaubt substantielle Konklusionen über das Verhältnis von Antisemitismus und Politik/Gesellschaft/Ökonomie. So sind die gesellschaftspolitischen Veränderungen der letzen drei Jahrzehnte, die sich auch in einem neoliberalen Diskurs niederschlagen, ebenso von Bedeutung wie etwa die Transformationen des Nationalen im Zuge der teilweisen Transnationalisierung von Politik und Verwaltung in der EU, welche Auswirkungen auf den nationalistischen Diskurs zeitigen, der seinerseits häufig mit Antisemitismus einhergeht. Das Projekt verbindet eine gesellschaftstheoretische und historische Überblicksstudie über Antisemitismus im spezifischen Zusammenhang ökonomischer Krisen, seine Artikulationsund Manifestationsformen sowie die Motivationen, die dahinter stehen, mit einer diskursanalytischen Untersuchung eines ausgewählten Medienkorpus zur gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise. In den verschieden gelagerten Textsorten (Berichte, Kommentare, Reportagen, LeserInnenbriefe, etc.) werden manifeste und latente antisemitische Diskursstränge herausgestrichen und ihre Wirkungsmacht hinsichtlich der gesamten Diskursstrategie analysiert. Da vor allem im Internet zum Teil unverhohlen antisemitisch argumentiert wird, wurden über den Korpus an Printmedien hinaus auch Forumsdiskussionen in Augenschein genommen und, eine davon genauer analysiert. Im Zentrum dieses Projekts steht jedoch der Diskurs in den österreichischen Printmedien Kurier, Die Presse, Der Standard, Neue Kronen Zeitung, profil, Format und News. Ausgangsüberlegung für diese Herangehensweise ist, dass der in diesen Printmedien „veröffentlichte Diskurs” eine Datensorte darstellt, die weite Teile in allen Bevölkerungsschichten erreicht und dominante Deutungsmuster repräsentiert.