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Author(s): Brumlik, Micha
Date: 2000
Abstract: Als Ezer Weismann, der israelische Staatspräsident, Anfang des Jahres 1996 Deutschland besuchte, erregte er mit seiner Äußerung Aufsehen, er könne nicht begreifen, daß Juden noch immer in Deutschland leben wollten. Ignatz Bubis, der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, der sich dezidiert als ein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens versteht, widersprach. - Wie sieht ein Jude der 68er Generation sein Leben in der Bundesrepublik? Micha Brumlik ist in der Bundesrepublik aufgewachsen, hier hat er sich politisch und publizistisch eingemischt. In seiner eindrücklichen Schilderung jüdischen Lebens in Deutschland nach dem Krieg beleuchtet er die neuerdings wieder viel diskutierte Frage, was jüdische Identität heute ausmacht. Dabei streift er nicht nur die Schmerzzonen deutsch-jüdischen Erinnerns der letzten Jahre, die mit den Namen Börneplatz, Fassbinder-Affäre, Bitburg und dem Holocaust-Mahnmal verbunden sind, er geht auch weiter zurück, erinnert sich der eigenen Kindheit in den fünfziger Jahren, um die Grundlagen eines jüdischen Selbstverständnisses freizulegen, das von der Fluchterfahrung der Eltern vor den Nazis bestimmt war. Zur Nachkriegsgeschichte gehört wesentlich auch das politisch empfindliche Verhältnis der Bundesrepublik zum Staat Israel. Micha Brumlik hat dort einige Zeit studiert und in einem Kibbuz gelebt. Er fragt nach dem Verhältnis eines nicht orthodox lebenden Juden zur Religion, denkt über den Zionismus und verschiedene Spielarten des Antizionismus nach, nimmt eine Neubewertung seines Engagements für die politische Linke vor - und kommt zu der Einsicht, daß er immer wieder zwischen allen Stühlen gelandet ist, landen mußte. In Brumliks Verknüpfung von erzählendem Rückblick und politischer Analyse wird nicht nur die Geschichte der Bundesrepublik auf besonders scharfsichtige Weise kenntlich. Hier zeigt sich auch, daß ein Leben als Jude in Deutschland - allen Anfeindungen, Sozialisationsbrüchen und Spannungen zum Trotz - ein starkes Selbstverständnis provozieren kann, das mit extremen Widersprüchen produktiv umgeht