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Author(s): Gerson, Daniel
Date: 2010
Abstract: Das interdisziplinäre Forschungsprojekt ging davon aus, dass das religiöse Leben der Jüdinnen und Juden in der Schweiz im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts einem verstärkten individuellen und kollektiven Wandlungsprozess unterworfen ist. Dabei wurden die Auswirkungen der Integration der jüdischen Minderheit und die aktuelle Bedeutung von Antisemitismus erfasst. Die Position der jüdischen Religionsgemeinden als Teil der Schweizer Gesellschaft wurde auch im Hinblick auf eine partiell erfolgte öffentlich-rechtliche Anerkennung sowie auf das Interesse der Öffentlichkeit am Judentum hin untersucht. Gesamtgesellschaftliche Phänomene wie Individualisierung und Säkularisierung sind als wesentliche Faktoren vorausgesetzt und in die Analyse miteinbezogen worden. Die Untersuchung konzentrierte sich auf Polarisierungs- und Pluralisierungsprozesse in den grössten schweizerisch-jüdischen Gemeinschaften von Basel, Genf und Zürich, wo heute rund 70% der ca. 18’000 statistisch erfassten Jüdinnen und Juden leben. Die Auswirkungen von Mischehen (ca. 50%) wurde für jüngste Entwicklungen des Schweizer Judentums als zentral erachtet: Sie schwächen die traditionellen Einheitsgemeinden, die durch die soziale und religiöse Ausgrenzung von Mischehenfamilien an Bedeutung verlieren und führen zur Bildung neuer Gemeinschaften, die beim Umgang mit nichtjüdischen Familienangehörigen integrative Ansätze vertreten. Anhand von Kontroversen um die Gleichstellung von Frauen im religiösen Leben und den Umgang mit Homosexualität können Konfliktlinien zwischen den Ansprüchen einer modernen, rechtlich egalitären Gesellschaft und den jahrhundertealten Bestimmungen des Religionsgesetzes aufgezeigt werden. Die Vermittlung von Religion an Jugendliche wurde gesamtschweizerisch erfasst. Zudem wurden die Auswirkungen der Auswanderung nach Israel auf das jüdische Selbstverständnis analysiert. Mit dem Blick auf jüdische Gemeinschaften in Deutschland (Berlin) und Schweden (Stockholm) konnte das Schweizer Judentum in den Kontext der europäischen Diaspora zu Beginn des 21. Jahrhunderts gestellt werden. Als Grundlage unserer Forschung dienten schriftliche Quellen und Interviews.