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Date: 2024
Abstract: Over the past 3.5 years, the Decoding Antisemitism research project has been analysing antisemitism on the internet in terms of content, structure, and frequency. Over this time, there has been no shortage of flashpoints which have generated antisemitic responses. Yet the online response to the Hamas attacks of 7 October and the subsequent Israeli operations in Gaza has surpassed anything the project has witnessed before. In no preceding escalation phase of the Arab-Israeli conflict has the predominant antisemitic reaction been one of open jubilation and joy over the deaths of Israeli Jews. As demonstrated in the sixth and final Discourse Report, this explicit approval of the Hamas attacks was the primary response from web users. The response to 7 October therefore represents a turning point in antisemitic online discourse, and its repercussions will be felt long into the future.

The report contains analysis of the various stages of online reactions to events in the Middle East, from the immediate aftermath to the Israeli retaliations and subsequent accusations of genocide against Israel. As well as examining online reactions in the project’s core focus—the United Kingdom, France, and Germany—this report also, for the first time, extends its view to analyse Israel-related web discourses in six further countries, including those in Southern and Eastern Europe as well as in North Africa. Alongside reactions to the escalation phase, the report also examines online responses to billionaire Elon Musk’s explosive comments about Jewish individuals and institutions.

Additionally, the report provides a retrospective overview of the project’s development over the past 3.5 years, tracking its successes and challenges, particularly regarding the conditions for successful interdisciplinary work and the ability of machine learning to capture the versatility and complexity of authentic web communication.

To mark the publication of the report, we are also sharing our new, interactive data visualisations tool, which lets you examine any two discourse events analysed by our research team between 2021 and 2023. You can compare the frequencies and co-occurrences of antisemitic concepts and speech acts by type and by country, look at frequencies of keywords in antisemitic comments, and plot keyword networks.
Date: 2023
Author(s): Becker, Matthias J
Date: 2022
Date: 2022
Date: 2023
Abstract: Seit dem 07. Oktober 2023 ist nichts mehr, wie es war. An diesem Tag griffen Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen Israel an und töteten in mehreren Massakern an der Zivilbevölkerung mehr als 1.200 Menschen.
Über 240 Personen wurden in den Gazastreifen verschleppt. Tausende Raketen wurden auf Israel abgeschossen. Seitdem gehen die Angriffe ununterbrochen weiter. Am 28. Oktober startete die israelische Armee eine Bodenoffensive in Gaza mit dem Ziel, die Infrastruktur der Hamas zu zerstören und die Geiseln zu befreien. Seitdem verschob sich die mediale Aufmerksamkeit auf die Ereignisse in Gaza, wodurch die den Krieg auslösenden Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung zunehmend in den Hintergrund traten.

In Deutschland kam es vor allem zu Beginn zu Solidaritätsbekundungen mit Israel, aber auch direkt zu antisemitischen und terrorverherrlichenden Reaktionen. So wurden bereits am Abend des 07. Oktobers in Berlin „From the River to the Sea, Palestine will be free“ Rufe dokumentiert. Die sprunghaft gestiegene Anzahl antisemitischer Vorfälle seit dem 07. Oktober bleibt seither auf einem hohen Niveau.

Für Jüdinnen_Juden hat das Aushandeln zwischen Sichtbarkeit und Sicherheit mit der Zäsur vom 07. Oktober eine neue Qualität erreicht. Jüdisches Leben in Deutschland ist seither weniger sichtbar. In ihrem Alltag sind Jüdinnen_Juden verstärkt mit Empathielosigkeit und Antisemitismus konfrontiert. Zudem berichten Jüdinnen_Juden vermehrt von antisemitischen Vorfällen durch Bekannte, aus der Nachbarschaft, an ihrem Arbeitsplatz oder an den Universitäten. Die Wirkung konkreter antisemitischer Erfahrungen verstärkt sich mit dem Schock und der Trauer nach dem 07. Oktober.

Vor dem Hintergrund dieser angespannten Lage in Deutschland und weltweit veröffentlicht der Bundesverband RIAS den vorliegenden zweiten Monitoringbericht, der die antisemitischen Vorfälle zwischen dem 07. Oktober und 09. November 2023 in den Blick nimmt.
Date: 2023
Abstract: Key findings
• Since 7 October, Decoding Antisemitism has analysed more than 11,000 comments
posted on YouTube and Facebook in response to mainstream media reports of the
Hamas terrorist attacks in Israel.
• Our analysis reveals a significant jump in the number of antisemitic comments, even
compared with other violent incidents in the Middle East.
• CELEBRATION, SUPPORT FOR and JUSTIFICATION OF THE HAMAS TERROR ATTACKS make up the
largest proportion of antisemitic comments – ranging between 19 % in German
Facebook comment sections and 53 and 54.7 % in French Facebook and UK YouTube
comment sections, respectively – in contrast to previous studies where direct
affirmation of violence was negligible.
• The number of antisemitic comments CELEBRATING THE ATROCITIES rises in response to
media reports of attacks on Israelis/Jews themselves, compared with reports on the
conflict more generally.
• Beyond affirmation of the Hamas attacks, other frequently expressed antisemitic
concepts across the corpus included DENIALS OF ISRAEL’S RIGHT TO EXIST, attributing SOLE
GUILT to Israel for the entire history of the conflict, describing Israel as a TERRORIST
STATE, CONSPIRACY THEORIES about Jewish POWER, and ideas of inherent Israeli EVIL.
• As with the project’s past research, this analysis reveals a diversity of antisemitic
concepts and communicative strategies. The findings reaffirm that antisemitism
appears as a multifaceted mosaic, as a result of which it is not possible to deal with
all the elements. Only the most prominent tendencies are brought into focus here.
Author(s): Arnold, Sina
Date: 2023
Abstract: Demonstrationen zum Nahostkonflikt, Übergriffe von Geflüchteten auf Jüdinnen und Juden – bei solchen Ereignissen steht oft die Frage im Mittelpunkt: Ist Antisemitismus unter Muslim*innen oder unter Menschen mit Migrationshintergrund besonders stark verbreitet? Gibt es einen „importierten Antisemitismus“?

In der gesamten Gesellschaft ist Antisemitismus weit verbreitet – dazu liegen zahlreiche wissenschaftliche Studien vor. Weniger Forschungsergebnisse gibt es hingegen zur Frage, wie verbreitet Antisemitismus unter der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist. Das Gleiche gilt für die über fünf Millionen Muslim*innen in Deutschland.

In einer MEDIENDIENST-Expertise stellt die Antisemitismusforscherin Dr. Sina Arnold die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema vor und leitet daraus Handlungsempfehlungen für Journalist*innen ab.

Antisemitische Einstellungen: Gemischte Ergebnisse aus der Forschung
Die Forschung kommt insgesamt zu einem gemischten Ergebnis: Je nachdem, um welche Ausprägungen des Antisemitismus es geht, weisen Personen mit Migrationshintergrund und Muslim*innen höhere oder geringere antisemitische Einstellungen auf als Personen ohne Migrationshintergrund und Nicht-Muslim*innen:

Beim klassischen Antisemitismus ist die Forschungslage bezüglich Menschen mit Migrationshintergrund widersprüchlich: Manche Studien finden höhere, manche niedrigere und manche gleiche Werte im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund. Unter Muslim*innen ist die Forschungslage klarer: Sie weisen allgemein höhere Zustimmungswerte zu klassischem Antisemitismus auf als Nicht-Muslim*innen.
Sekundärer Antisemitismus ist unter Menschen mit Migrationshintergrund weniger weit verbreitet als unter Menschen ohne Migrationshintergrund. Zwischen Muslim*innen und Nicht-Muslim*innen gibt es kaum Unterschiede.
Israelbezogener Antisemitismus ist unter Menschen mit Migrationshintergrund und Muslim*innen weiter verbreitet als unter Menschen ohne Migrationshintergrund. Dasselbe gilt für Muslim*innen im Vergleich zu Nicht-Muslim*innen.
Die Forschung zeigt außerdem: Die Kategorie "Migrationshintergrund" ist nur bedingt aussagekräftig. Ein wichtiger Faktor für antisemitische Einstellungen ist die Aufenthaltsdauer: Die Zustimmung zu antisemitischen Aussagen schwindet, je länger Personen in Deutschland leben. Laut Arnold erlernen sie eine "soziale Norm gegen Antisemitismus" und kommen an Schulen mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Kontakt, was sie möglicherweise für das Thema sensibilisiere. Eine weitere Rolle spielt, ob Personen eingebürgert wurden und aus welchem Herkunftsland und welcher Region sie kommen.
Antisemitischen Handlungen: Meistens rechte oder rechtsextreme Tatmotivation
Antisemitismus zeigt sich nicht nur in Einstellungen, sondern findet auch Ausdruck in Handlungen, etwa in Angriffen auf Juden und Jüdinnen oder jüdische Einrichtungen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) unterschiedet bei der Erfassung antisemitischer Straftaten grundsätzlich nicht nach Migrationshintergrund oder Glaubenszugehörigkeit, sondern nur nach der politischen Einstellung. Die Polizei geht dabei zum Großteil von rechtsextremen Täter*innen aus – bei den rund 3.000 erfassten antisemitischen Straftaten 2021 von rund 84,3 Prozent rechtsextremen Täter*innen. An der Einordnung gibt es aber Kritik. Bei 4,2 Prozent der Vorfälle wird "ausländische Ideologie" als Motiv vermutet. Rund 1,9 Prozent der Vorfälle werden dem Bereich "religiöse Ideologie" zugeordnet, was vor allem auf „islamistisch motivierten Terrorismus/Extremismus“ verweist.Quelle

Zudem gibt es die Jahresübersicht des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS e.V.). Sie sammelt antisemitische Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze. Sie enthält zwar nicht die Staatsbürgerschaft möglicher Täter*innen, aber wenn möglich deren politisch-weltanschaulichen Hintergrund. Von den 2.738 im Jahr 2021 registrierten Fällen wurden 17 Prozent als "rechtsextrem/rechtspopulistisch" eingestuft, 16 Prozent als "verschwörungsideologisch", 9 Prozent der Fälle dem antiisraelischen Aktivismus zugeordnet und 1 Prozent dem "islamisch/islamistischen" Milieu.Quelle

Auch die Wahrnehmung der Betroffenen, also Juden und Jüdinnen in Deutschland, kann einen Hinweis darauf geben, von wem antisemitische Handlungen ausgehen.

In einer Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte von 2018 nahmen in Deutschland 41 Prozent der befragten Juden und Jüdinnen, die persönliche Diskriminierungserfahrungen gemacht hatten, bei Täter*innen einen "extremist Muslim view" an. Unklar ist hier, aufgrund welcher Eigenschaften diese Einordnung vorgenommen wurde, und ob Stereotype eine Rolle gespielt haben könnten.Quelle
Eine weitere Umfrage unter 553 Jüdinnen und Juden in Deutschland zeigte 2017, dass 70 Prozent Sorge hatten, "dass der Antisemitismus in Deutschland zunehmen wird, weil viele Flüchtlinge antisemitisch eingestellt sind". 58 Prozent fühlen sich "in Deutschland als jüdische Person zunehmend unsicher aufgrund der derzeitigen Zuwanderung nach Deutschland". Stärkere Sorgen bereiten rechtspopulistische Strömungen (75 Prozent) und der Alltagsantisemitismus. 84 Prozent der Befragten finden, dass "der Antisemitismus auch ohne Flüchtlinge ein Problem in Deutschland ist."Quelle
Date: 2022
Abstract: Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 3.028 antisemitische Straftaten erfasst. Dies ist der höchste jemals gemessene Wert seit Beginn der Erfassung in der polizeilichen Kriminalstatistik im Jahr 2001. Allerdings handelt es sich bei dieser Zahl nur um einen Ausschnitt, da sich das Problem des Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft nicht allein auf Straftaten reduzieren lässt. So wichtig es natürlich ist, dass jede antisemitische Straftat entschlossen und mit allen rechtsstaatlichen Möglichkeiten verfolgt wird, muss der Kampf gegen Judenhass in einem breiten Kontext verstanden und adressiert werden. Denn die antisemitischen Vorfälle sind Ausdruck und Ergebnis eines gesamtgesellschaftlichen Klimas, in welchem antisemitische Stereotype und Ressentiments weit verbreitet und akzeptiert sind. Neben den Straftaten kommt eine große Zahl antisemitischer Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze hinzu, wie sie der Bundesverband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) jährlich in seinem Bericht dokumentiert. Zudem gilt es zu bedenken, dass sowohl die Straftaten als auch die von RIAS dokumentierten Vorfälle nur jene sind, die zur Anzeige gebracht beziehungsweise gemeldet wurden. Die European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) kam im Jahr 2018 im Rahmen einer Befragung von Jüdinnen und Juden in zwölf europäischen Ländern zu dem Ergebnis, dass überhaupt nur 20 Prozent der Betroffenen antisemitische Straftaten zur Anzeige bringen oder anderweitig melden. Es ist also davon auszugehen, dass die Dunkelziffer nochmals erheblich höher ist.

Aufgrund dieser Erkenntnisse hat das American Jewish Committee (AJC) das Institut für Demoskopie Allensbach (IFD) mit der vorliegenden repräsentativen Umfrage beauftragt.

Und die Ergebnisse sind erneut ein Grund zur Sorge. Zwar zeigen die Daten nicht, dass antisemitische Einstellungen in der Bevölkerung stark zugenommen haben, dennoch bestätigen sie, dass ein beachtlicher Teil der deutschen Bevölkerung antisemitische Stereotype und Ressentiments teilen, wie es seit Jahren konstant in anderen Umfragen nachgewiesen wurde. Dabei haben wir auch untersuchen lassen, wie verbreitet diese Einstellungen unter den Wählerinnen und Wählern der sechs im Bundestag vertretenen Parteien sind. Die Ergebnisse verdeutlichen abermals, dass Antisemitismus nicht allein ein Problem der politischen Ränder ist, sondern in der Mitte der Gesellschaft tief verankert ist. Hier sind deshalb ausnahmslos alle demokratischen Parteien gefordert, diese Realität anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Auch deswegen können wir nur davor warnen, dass das Thema Antisemitismus als Gegenstand parteipolitischer Auseinandersetzungen genutzt wird. Die demokratischen Parteien sollten es vielmehr als ihre Aufgabe begreifen, über sonstige politische Differenzen hinaus zusammenzustehen und Antisemitismus gemeinsam entschlossen zu bekämpfen.

Im Gegensatz zu vielen bisherigen Studien haben wir im Rahmen dieser Untersuchung auch die Einstellungen von Musliminnen und Muslimen in Deutschland abgefragt. Ausschlaggebend waren hierbei nicht zuletzt die antisemitischen Ausschreitungen hierzulande im Mai 2021 während der israelischen Selbstverteidigungsmaßnahmen gegen den Raketenbeschuss der islamistischen Terrororganisation Hamas. Wenngleich es in der Vergangenheit immer wieder zu antisemitischen Ausschreitungen vor dem Hintergrund derartiger Auseinandersetzungen gekommen ist, so waren jene im vergangenen Jahr nicht nur erheblich gewalttätiger, sondern es zogen zum ersten Mal anti-israelische Demonstrationen in verschiedenen Städten gezielt vor Synagogen. Nur das Eingreifen der Polizei, wenn auch zum Teil verspätet, konnte Schlimmeres verhindern. Im Zuge dieser Proteste kam es zu zahlreichen antisemitischen Vorfällen, Bedrohungen und körperlichen Angriffen. Allerdings hat sich die quantitative Sozialforschung, zumindest in Deutschland, diesem Phänomen bisher nur unzureichend gewidmet. Dies ist umso überraschender, da in der bereits erwähnten Studie der FRA befragte Jüdinnen und Juden in Deutschland auf die Frage, welchem Spektrum sie den schlimmsten antisemitischen Vorfall, der ihnen in den letzten 5 Jahren widerfahren ist, zuordnen, mit 41 Prozent die Täterinnen und Täter als „Someone with a Muslim extremist view“ angaben. Unter den zwölf befragten Ländern war dies der höchste Wert in dieser Kategorie. Und die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage bestätigen, dass antisemitische Stereotype und Ressentiments in dieser Bevölkerungsgruppe durchgängig deutlich stärker vertreten sind als im Bevölkerungsdurchschnitt. Wie die Umfrage aber auch belegt, bedeutet dies selbstredend nicht, dass Antisemitismus allein ein Problem der muslimischen Community ist. Allerdings kann dieses immense Problem auch nicht ausgeblendet werden, wenn der Kampf gegen Antisemitismus erfolgreich sein soll.

Date: 2023
Date: 2021
Abstract: Eine internationale Mobilisierung des israelbezogenen Antisemitismus durch Organisationen, die der islamistischen Muslimbruderschaft und den Terrorgruppen Hamas und PFLP nahestehen oder mit ihnen sympathisieren, bildete den Hintergrund für zahlreiche Gewaltvorfälle und Bedrohungen von Jüdinnen_Juden im vergangenen Mai. Viele antisemitische Vorfälle ereigneten sich im Umfeld antiisraelischer Versammlungen, doch war für jüdische Communities die Bedrohung durch Antisemitismus vielfältig im Alltag spürbar. Dies geht aus dem gemeinsamen Bericht des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (Bundesverband RIAS) und des Internationalen Institut für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung (IIBSA) über antisemitische Vorfälle im Kontext der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten im Mai 2021 hervor.

Der Bericht „Mobilisierungen von israelbezogenem Antisemitismus im Bundesgebiet 2021” befasst sich mit der internationalen und bundesweiten Mobilisierung von israelbezogenem Antisemitismus im Mai 2021 sowie mit den zwischen dem 9. und 24. Mai 2021 bekannt gewordenen antisemitischen Vorfällen in Deutschland im Zeitraum des bewaffneten Konflikts zwischen der Hamas und Israel.

Die Analysen des Forschungsinstituts IIBSA zeigen eine breite Mobilisierung des Antisemitismus, die von links/antiimperialistischem Spektrum über die politische Mitte bis hin zu nationalistischen, neonazistischen und islamistischen Milieus reichte. Verschiedene internationale Akteur_innen und ihre Sympathisant_innen waren an der Aufstachelung von antisemitischem Hass, Gewalt oder Terrorismus beteiligt, etwa die Palästinensische Front zur Befreiung Palästinas (PFLP), die Millî Görüş-Bewegung, die Grauen Wölfe und das türkische Präsidium für religiöse Angelegenheiten, Diyanet. Eine besondere Rolle nahmen hierbei bereits im Vorfeld der kriegerischen Auseinandersetzung Organisationen ein, die der islamistischen Muslimbruderschaft und den Terrorgruppen Hamas nahestehen oder mit ihnen sympathisieren, wie etwa die Palästinensische Gemeinschaft in Deutschland (PGD).

Zeitgleich zur Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt zwischen dem 9. und dem 24. Mai 2021 dokumentierte der Bundesverband RIAS deutschlandweit 261 antisemitische Vorfälle mit einem entsprechenden Bezug – im Schnitt mehr als 16 Vorfälle am Tag. Bekannt wurden u.a. 10 Angriffe, 22 gezielte Sachbeschädigungen und 18 Bedrohungen.

Dabei war Antisemitismus nicht nur auf den antiisraelischen Versammlungen zu beobachten, sondern ein alltagsprägendes Phänomen für Jüdinnen_Juden: Er begegnete ihnen am Arbeitsplatz, in Gesprächen und Diskussionen im Bekannten- oder Freundeskreis, im Umfeld von Synagogen, während zufälliger Begegnungen im Supermarkt, im öffentlichen Personennahverkehr, auf der Straße und im eigenen Wohnumfeld.
Author(s): Kiesche, Veronika
Date: 2022
Abstract: Das Working Paper setzt sich mit Verschränkungen von Migrationserfahrung, Antisemitismus und antislawischem Rassismus auseinander und ergänzt damit die Publikationen des Projekts zu Russland und postsowjetischer Migration. Grundlage des Texts sind vier Interviews, die die Autorin Veronika Kiesche mit Angehörigen der zweiten Generation jüdischer Kontingentflüchtlinge durchgeführt hat.

Themen, die sich durch die Interviews ziehen, sind Fragen nach Zugehörigkeit und Identität, aber auch die Erfahrung von Fremdzuschreibung, Antisemitismus, antislawischem Rassismus und Diskriminierung.

Mit den jüdischen Zuwanderer*innen, die als sog. Kontingentflüchtlinge nach Deutschland kamen, waren bestimmte Vorstellungen, Erwartungen und Fantasien verbunden; die großzügige Einwanderungspolitik geschah nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der immer kleiner werdenden jüdischen Gemeinden in Deutschland. Die Menschen, die kamen, entsprachen allerdings nicht unbedingt diesen Vorstellungen. Wie die Autorin am Beispiel von Artikeln aus dem Spiegel zeigt, machten sich zunehmend Ressentiments breit und die Wahrnehmung der Zugewanderten verschob sich von Jüdinnen*Juden zu »Russen«. Verbunden damit waren alte, wiederkehrende antislawische Ressentiments – was nicht heißt, dass die jüdischen Immigrant*innen nicht auch Antisemitismus erlebten.

Der einführende Text von Prof. Dr. Hans-Christian Petersen zeigt die Ursprünge und Kontinuitäten des antiosteuropäischen und antislawischen Rassismus auf und macht deutlich: Postsowjetische Jüdinnen*Juden kommen in Migrationsdebatten noch zu wenig vor. Ihre Erfahrungen mit antislawischen Ressentiments bleiben eher unsichtbar, denn als weiße Migrant*innen werden sie nicht als von Rassismus Betroffene wahrgenommen.
Date: 2022
Abstract: Данная публикация проекта Ход истории / Ход историй посвящена еврейской жизни в современной России и является частичным переводом комплексного исследо­вания о России как о стране происхождения. В ней представлен обзор нарративов о евреях, иудаизме, Шоа и Израиле в России, выделены доминирующие темы и различные направления дискурса, а также процессы их изменения. Авторы Алиса Гадас и Далик Сойреф работают хронологически и в то же время анали­тически, таким образом, изменения и преемственность становятся столь же очевидными, как противоречия и амбивалентности.

В этой работе рассматриваются перспективы и проблемы современной еврейской жизни в России. Авторы проливают свет на то, как изменилась жизнь еврейской общины после распада Советского Союза и массовой эмиграции многих ее членов. Также описано развитие еврейских организации за последние 30 лет, их отношения друг с другом и с государством, особенно при усилении авторитаризма.

Дальнейшими темами являются самовосприятие евреев, проблемы современного антисемитизма и реакция на него общин и еврейских организации и общественности. Особое внимание уделяется исторической политике Кремля в отношении Второй Мировой Войны и Холокоста. Актуальная политическая риторика Путина и его легитимация агрессивной войны против Украины также анализируются в послесловии этой работы.

Author(s): Rock, Jonna
Date: 2022
Author(s): Ullrich, Peter
Date: 2008
Author(s): Jikeli, Günther
Date: 2017
Abstract: Antisemitische Feindbilder sind bei arabischen Flüchtlingen weit verbreitet. Dies belegt eine Studie, welche vom American Jewish Committee (AJC) in Auftrag gegeben wurde.

„Bisher beruhte diese wichtige Diskussion, etwa zum Thema Antisemitismus, lediglich auf der Ebene von Vermutungen. Nun haben wir ein wissenschaftlich-fundiertes Bild: Judenfeindliche Ressentiments, antisemitische Verschwörungstheorien und eine kategorische Ablehnung Israels sind bei vielen Flüchtlingen aus dem arabischen Raum weit verbreitet. Dies ist angesichts der tiefen Verwurzelung des Judenhasses in arabischen Ländern zwar nicht verwunderlich, dennoch hat uns die Klarheit einiger Aussagen überrascht. Das Problem ist komplexer als von manch einem angenommen“, sagte Deidre Berger, Direktorin des AJC Berlin Ramer Institute.

Die Studie wurde von dem Historiker und Antisemitismusforscher Dr. Günther Jikeli (Indiana University/Universität Potsdam) in Berlin durchgeführt. Hierfür wurden 68 Geflüchtete (18-52 Jahre) aus Syrien und dem Irak in Gruppeninterviews befragt. Eine aktuell laufende Folgestudie vom Forscher mit 85 Befragten bestätigt die Ergebnisse.

„Wir haben die Studie in Auftrag gegeben, um Antworten über Einstellungen zu Juden, Israel und demokratischen Werten unter Flüchtlingen aus dem arabischen Raum zu bekommen. Die Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die Frage, wie die Integration von Geflüchteten gelingen kann“, so Berger weiter. „Die Ergebnisse der Studie sind erschütternd, aber nicht alle Flüchtlinge sind gleich und unser Verständnis muss viel differenzierter werden. Gerade diejenigen, die in Syrien oder dem Irak als religiöse oder ethnische Minderheiten verfolgt wurden, positionieren sich häufiger gegen Antisemitismus und für Israel."
Author(s): Dencik, Lars
Date: 2019
Abstract: This article deals with antisemitism in Europe and post-Holocaust Sweden and Denmark specifically. The idea that it is always “the same old antisemitism” that pops up and “shows its ugly face” does not find support in this study. Instead, we distinguish between three different kinds of contemporary antisemitisms: Classic antisemitism, Aufklärungsantisemitismus, and Israel-derived antisemitism. Our findings suggest that each of these antisemitisms is inspired by different underlying “philosophies,” and that they are carried by different social groups and manifested in different ways. In the Scandinavian countries today, we find that there is less classic antisemitism, much more Aufklärungsantisemitismus, and a relatively stronger presence of Israel-derived antisemitism. In our analysis this specifically Scandinavian pattern of antisemitisms is closely related to the highly developed processes of modernization in the Scandinavian countries on the one hand and the relatively large numbers of recently arrived immigrants from the Middle East on the other. This appears to imply that antisemitism based on racial prejudices is losing ground, as is antisemitism based on religious convictions. However, according to the European Union Agency For Fundamental Rights (FRA) in Antisemitism: Overview of Data Available in the European Union 2007-2017 (Luxembourg: Luxembourg Publications Office of the European Union, 2018), the incidence of violent antisemitic attacks seems to be on the rise. These typically emanate from small pockets of individuals in the population who share an image of all Jews being accomplices to whatever the State of Israel does. Considering how the processes of modernization operate it is assumed that other countries in Europe will follow a similar trajectory. Rationalization, secularization, and individuation will also come to penetrate these societies and weaken notions of “race” and “religion” as springboards for antisemitism. Thus, tendencies towards Aufklärungsantisemitismus will be strengthened. If integrating and getting rid of the marginalization and condescending treatment of its newly arrived Muslim inhabitants does not succeed, Israel-derived antisemitism can be expected to thrive. The pattern of antisemitisms in Denmark and Sweden might be a preview of what antisemitisms in twenty-first-century Europe could come to look like.
Date: 2019
Abstract: This article presents an analysis of the history of antisemitism in Iceland, a country that has never had a significant population of Jews or any Jews who practise Judaism. Due to their geographical location, Icelanders have always feared isolation and have readily embraced anything new from the outside world, including ideas and attitudes. Unfortunately, antisemitism was one of these new “ideas” that was adopted at the end of the nineteenth century in Iceland, where it made a good supplement to the traditional xenophobia that already existed. Antisemitism in Iceland during the twentieth century was part and parcel of the long process of building a national identity, both before and after the country’s independence in 1944. However, as the country was without Jews of its own, it transferred this newly discovered hatred to those it had already despised for years: Danish merchants and other foreigners. In many cases, it was claimed that Danish and German merchants who had no Jewish roots whatsoever were in fact of Jewish descent. The few real Jews who wound up in Iceland were not spared either. They were rejected and expelled, while a large group of Icelanders looked to Hitler’s Germany with interest.Very few individuals with a Jewish background chose to settle in the country after the Second World War and those who did lived cut off from one another and without any possibility of practising their faith. Since 1967 antisemitism has more frequently been vented in terms of anti-Zionism and hatred towards the State of Israel. Icelanders have always been distant from the wars and reality of Europe, so people engaging in acts of antisemitism in Iceland have not thought about its consequences. But in the globalized twenty-first century, antisemitism in Iceland has grabbed the world’s attention. It stands out as an anomaly in a country that prides itself on its tolerance, its free spirit, and its unequivocal defence of human rights.